Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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turalistische, aus den Creaturen Gottes werden Modisicationen 
Gottes*). 
Diese Denkweise nähert sich offenbar dem Spinozismus. 
Je mehr sich Geulinx genöthigt sieht, alle Wirksamkeit in Gott 
zu concentriren, um so mehr muß er das Gebiet der Selbstthätig 
keit in den Dingen einschränken, um so ohnmächtiger müssen die 
Dinge selbst erscheinen; sie sind zuletzt nichts mehr sür sich, son 
dern nur noch Wirkungen oder Modi Gottes. 
III. Die occasionalistische Sittenlehre. 
1. Das Princip der Ethik. Die Cardinaltugenden. 
Theologie und Autologie vereinigen sich in demselben Punkt, 
der die Richtung der Ethik bestimmt. Wir erkennen uns selbst 
als Geschöpfe in der Gewalt Gottes, als von ihm abhängig und 
von seiner Wirksamkeit durchdrungen. Diese Einsicht in unsere 
gänzliche Abhängigkeit von Gott ist zugleich die Einsicht in unser 
eigenes Unvermögen. Unsere Selbsterkenntniß stimmt mit der 
Gotteserkenntniß in dem Satze zusammen: „ubi nihil vales, ibi 
nihil velis.“ Von diesem Gedanken wird die Ethik beherrscht. 
Aus diesem Satze, den ihr die Metaphysik übergiebt, wird die 
Ethik eine Tugend machen, und diese Tugend wird von dem 
Geiste der Entsagung erfüllt sein, der sich in der Lehre Spinoza's 
entfalten wird in seiner freiesten und großartigsten Form. 
Es bleibt für den sittlichen Endzweck des Menschen nichts 
anderes übrig, als daß er seinen Willen und seine'Handlungs 
weise in Uebereinstimmung bringt mit seiner Erkenntniß, daß er 
bejaht was seine Vernunft ihm lehrt, daß er sich dieser Vernunst- 
*) Metaph. P. III scient. II.
	        
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