Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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niß ist vollständig, sie kommt in ihren Begriffen dem Wesen der 
Dinge gleich. Die Erkenntniß vermöge des menschlichen Geistes 
ist unvollständig. Die vollständige Erkenntniß begreift das Ganze. 
Der menschliche Geist erkennt die Dinge nur theilweise. Er selbst 
ist ein Theil des unendlichen Verstandes, der alle Ideen in sich 
begreift, aus dem darum nothwendig die vollständige Erkenntniß 
der Dinge hervorgeht. Die menschliche Erkenntniß war deßhalb 
nothwendig partiell und darum inadäquat. Giebt es noch eitle 
Möglichkeit, daß die menschliche Erkenntniß auch adäquat ist? 
Mit andern Worten: giebt es eine partielle Erkenntniß, die zu 
gleich adäquat ist? An diesem Punkte hängt die Möglichkeit einer 
wahren Erkenntniß durch den menschlichen Geist. 
Wenn ich in einem Theile zugleich das Ganze vollständig zu 
erkennen vermag, so würde die Erkenntniß dieses Theils zugleich 
eine Erkenntniß des Ganzen, diese partielle Erkenntniß zugleich 
eine vollständige und adäquate Erkenntniß sein. Nun findet 4>iese 
Bedingung dann statt, wenn es etwas giebt, das sich auf gleiche 
Weise sowohl im Theil als im Ganzen ausdrückt oder, was das 
selbe heißt, das allen Dingen gemeinschaftlich ist. Wenn es etwas 
giebt, worin alle Dinge übereinstimmen, so muß diese Natur aller 
Dinge nothwendig auch in jedem Theile erkennbar und darum 
auch einer partiellen Erkenntniß zugänglich und einleuchtend sein. 
In diesem Falle wird der Begriff eines Theils zugleich die Natur 
aller Dinge ausdrücken, also ein vollständiger und adäquater Be 
griff sein. 
2. Die Gemeinschaftsbegriffe. Notiones oommunes. 
Ein solcher Begriff ist in keinem Fall ein Gattungsbegriff 
oder eine notio universalis. Die Universalbegriffe sind Theilvor 
stellungen , sie sind die abstracten und eben darum mangelhaften
	        
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