Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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wir gezeigt und immer von neuem eingesehen haben, der alleinige 
Schwerpunkt des ganzen Systems. 
9. Die Imagination als Inbegriff aller inadäquaten 
Ideen. 
Alle Erkenntniß Mrch Gattungsbegriffe ist unvollständig und 
inadäquat, eine unsichere und vage Erfahrung (experientiavaga). 
Die Zeichen der Gattungsbegriffe sind die Worte. Alle Erkennt 
niß durch bloße Worte ist darum ebenso inadäquat, unvollständig 
und unsicher. Diese Erkenntniß - oder Betrachtungsweise liegt 
in der Natur des menschlichen Geistes zunächst begründet. Spinoza 
nennt sie daher die erste Form oder Art der Erkenntniß (evgnitiv 
priwi generis). Die Dinge sind nicht so, wie wir sie auf diesem 
Standpunkte unserer Betrachtung vorstellen. Darum ist diese ganze 
Vorstellungsweise, der Inbegriff aller unserer inadäquaten Ideen, 
nicht Wahrheit, sondern bloße Meinung oder Einbildung (opinio 
vel imaginativ). Was wir vorstellen, ist nicht die wahre Natur 
der Dinge, sondern Geschöpfe unserer Einbildung, imaginäre 
Objecte oder „entia imaginationis“. Die Imagination ist daher 
die einzige Ursache aller falschen Erkenntniß *). 
II. 
Die adäquate Erkenntniß. 
1. Die Möglichkeit adäquater Ideen. 
Wie kann vermöge des menschlichen Geistes dennoch eine adä 
quate Erkenntniß der Dinge stattfinden? Die adäquate Erkennt- 
*) Etii. II. Prop. XL. Schol. II. pg. 113, 14. Prop. XLI. 
Vgl. Epist. XY (an Oldenburg).
	        
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