Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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faltigkeit und Specifikation der Leidenschaften weiter reicht, als die 
deutliche Erkenntniß und die sprachliche Bezeichnung. Sie lassen 
sich, wenn wir sie in ihre Elemente auflösen, sämmtlich zurück 
führen aus Liebe und Haß, wie diese auf Freude und Trauer, die 
nothwendig folgen aus der die Erhaltung und Vermehrung ihres 
Daseins begehrenden Menschennatur. 
So verschieden die Begierde der Selbsterhaltung sein kann, 
so verschieden können die Leidenschaften sein. Nun sind es zwei 
Bedingungen, aus denen die Natur und Art der Begierde folgt, 
ich meine die beiden Factoren, "bie in jedem bestimmten Fall das 
Wesen der Begierde ausmachen. So verschieden diese beiden Be 
dingungen sind, so verschieden sind die Begierden selbst und ihre 
Leidenschaften. Die Begierden aber sind so verschieden als 
die begehrenden Naturen und die begehrten Dinge. Wir können 
jene Verschiedenheit als die objective, diese als die subjective be 
zeichnen. 
Wir werden von Außen afficirt. Was uns afficirt und zur 
Begierde reizt, ist in der Natur der letzteren nothwendig mitaus- 
gedrückt. Daher können die Leidenschaften unendlich verschieden 
sein in Folge der verschiedenen Dinge, durch die sie erregt werden. 
Es kommt darauf an, in welches Object der Schwerpunkt der 
Begierde fällt, nach dem Genuß welcher Dinge unsere Begierde 
sich hinneigt und gleichsam gravitirt. Die Einen begehren vor 
Allem den sinnlichen Lebensgenuß, der so verschieden ist als die 
Objecte, die dem Leibe angenehm sind, die Sucht zu essen, zu 
trinken, die Geschlechtslust zu befriedigen: Schwelgerei, Völlerei, 
Wollust (luxurln., ebrietas, libido); bei Anderen fällt der 
Schwerpunkt ihrer Begierde in den Besitz, in die Sucht nach 
Geld, bei Anderen in die Ehre; jene wollen nichts als haben, diese 
wollen nichts als geehrt und ausgezeichnet werden. Die Leiden
	        
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