Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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*) Eth. III. Prop. XLIY. Schol. 
während steigern, um die Liebe zu vergrößern. Dann aber würde 
man vor Haß nicht zur Liebe kommen; daher wird niemand den 
Weg zur Liebe durch den Haß nehmen wollen, ebensowenig als 
man die Krankheit wünscht um der Gesundheit willen oder den 
Schaden um des Schadenersatzes willen*). 
19. Bewunderung und Verachtung. 
Wir verknüpfen in unserer Einbildung nothwendig die ähn 
lichen Vorstellungen. Je ähnlicher nun ein Object, das wir vor 
stellen, anderen Objecten ist, die wir schon kennen, oder je mehr 
Eigenschaften es mit diesen gemein hat, um so mehr Vorstellungen 
werden wir mit ihm verbinden, um so weniger also werden wir 
in der Vorstellung dieses Objectes allein verweilen, umso weni 
ger wird uns dieses Object fesseln. Nehmen wir aber einen Ge 
genstand, der mit unseren alten und bekannten Vorstellungen nichts 
gemein hat, der uns durch seine Neuheit überrascht, durch seine 
eigenthümliche und außerordentliche Macht ergreift, so werden wir 
ganz von der Vorstellung dieses Objects erfüllt und hingenommen. 
Diesen Affect nennt Spinoza Bewunderung. Ist das Object, 
das uns staunen macht, eine furchtbare Erscheinung, so mischt sich 
die Bewunderung mit der Furcht, und es entsteht die Bestürzung 
(con8ternatio). Sind es die Vorzüge menschlicher Klugheit und 
Thätigkeit, die wir bewundern, so werden wir zur Verehrung ge 
stimmt (veneratio). Und wenn wir den Gegenstand dieser Ver 
ehrung zugleich lieben, so entsteht die bewundernde Liebe oder die 
liebevolle Bewunderung, ein Gefühl wohlthuender Unterwerfung 
(clsvotio). Sind es dagegen die verderblichen und gehässigen Lei 
denschaften der Menschen, wie Zorn, Neid u. s. f., die sich in 
einer erstaunlichen Größe vor uns erheben, so werden wir von
	        
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