Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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den ganz so betrachten, als wenn die Rede wäre von Linien, Flächen 
und Körpern." Und dieselbe Erklärung wiederholt Spinoza in der 
Einleitung seines politischen Tractats. „Um die Gegenstände der 
Politik mit derselben Geistesfreiheit zu untersuchen, als mathema 
tische Dinge, habe ich mich eifrig bemüht, die menschlichen Handlun 
gen nicht zu belachen noch zu beklagen noch zu verabscheuen, son 
dern zu erkennen; und ebenso habe ich die menschlichen Leidenschaften, 
wie Liebe, Haß, Zorn, Neid, Ruhm, Mitleid und die übrigen Ge 
müthsbewegungen nicht als Fehler der menschlichen Natur, sondern 
als Eigenschaften betrachtet, die zur Natur des Menschen ge 
hören, wie zur Natur der Lust Hitze, Kälte, Sturm, Donner 
und andere Erscheinungen der Art, die zwar unbequem, doch 
nothwendig sind und gewisse Ursachen haben, durch die wir ihr 
Wesen zu erkennen suchen; und die wahre Betrachtung dieser Dinge 
gewährt dem Geist dieselbe Freude als die Erkenntniß der Er 
scheinungen, die unseren Sinnen angenehm sind*)." 
II. 
Die Nothwendigkeit der Leidenschaften. 
1. Der Geist als leidende Natur. 
Wäre der menschliche Geist ein Wesen für sich, abgesondert 
und unabhängig von den andern Dingen, so wären die Leiden 
schaften zufällige Störungen, aber nicht nothwendige Folgen. 
Nun aber ist unter dem Gesichtspunkte Spinoza's der menschliche 
Geist in keiner Weise unabhängig, er ist nicht Substanz, sondern 
*) Eth. III. De Affectibus. Praef. (Op. II. pg. 131.) = 
Traet. polit. Cap. I. Introd. § IV, (Op. II. pg. 304. 305.)
	        
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