Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Spinoza erklärt die Ursache seiner selbst als das Wesen, das 
durch sich existirt, darum die Existenz in sich schließt und deßhalb 
schlechterdings nothwendig existirt. Er erklärt die Substanz als 
das Wesen, welches durch sich ist und durch sich begriffen werden 
muß. Aus beiden Erklärungen folgt, daß die Substanz Ursache 
ihrer selbst ist, also ursprünglich, nicht bedingt, also auch nicht 
begrenzt durch Anderes, darum nothwendig unendlich. 
Dem Begriff des ursprünglichen oder unendlichen Wesens 
steht gegenüber der des endlichen. Dem Begriff der Substanz, 
die durch sich ist und durch sich begriffen wird, steht gegenüber das 
Wesen, das durch Anderes ist und durch Anderes begriffen wird. 
Nun erklärt Spinoza das endliche Wesen als ein solches, das durch 
ein anderes Wesen seinesgleichen begrenzt werden kann. Was 
durch Anderes ist und durch Anderes begriffen wird, nennt er Mo 
dus. Aus beiden Erklärungen folgt, daß jedes endliche Wesen 
Modus und der Modus seinem Begriff nach endlicher Natur ist*). 
Außer der Substanz ist nichts; also können auch die Modi nur 
in der Substanz sein und gedacht werden. Nun ist die Substanz das 
Wesen, welches allen Dingen zu Grunde liegt. Mithin müssen alle 
Dinge in Rücksicht auf die Substanz gedacht werden als deren Be 
schaffenheiten : entweder als die unendlichen und ewigen oder als die 
endlichen und wandelbaren. Was nicht Substanz ist, das ist ent 
weder deren Attribut oder Modus. Alle endlichen Wesen sind Modi, 
alle Modi sind (endliche und wandelbare) Beschaffenheiten der 
Substanz d. h. Modi Gottes. Die endliche Beschaffenheit kann 
nichts anderes sein als ein bestimmter Ausdruck, eine begrenzte 
Form der unendlichen. Daher können die Modi nur in den Attri 
buten sein und begriffen werden als deren bestimmter Ausdruck, 
*) Eth, I. Des. II. Des. V.
	        
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