Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Heilbar; da es kein Attribut giebt, aus welchem die Theilbarkeit 
folgt, so ist die Substanz (oder Gott) untheilbar *). 
Wenn das Attribut nicht dem Wese» der Substanz als sol 
chem zukäme und dasselbe ausmachte, wie könnte Spinoza sagen, 
was er so oft wiederholt und was in der That keinerlei Zweideu 
tigkeit zuläßt: die Substanz besteht aus unendlich viel Attribu 
ten ? Er erklärt Gott als die Substanz, die aus unendlich viel 
Attributen besteht. Er sagt: „Deus sive substantia c o n stans 
infmitis attributis, quorum unumquodque aeternam et in- 
finitam essentiam exprimit ** ***) ).“ 
Wären die Attribute nur solche Beschaffenheiten, die wir nach 
der Art und Weise unserer Erkenntniß Gott beilegen, die aber Gott 
selbst nicht in Wahrheit hat, die seinem Wesen nicht an und für 
sich zukommen, so ist jener Satz Spinoza's unmöglich: „Gott 
oder alle seine Attribute sind ewig." Wie könnte dann Spinoza 
sagen: Deus sive omniaattributa ejus***)? Das heißt doch 
wohl: Gott ist gleich dem Inbegriff aller seiner Attribute, er ist 
weder mehr noch weniger. Das heißt doch wohl: Gott nach Ab 
zug aller seiner Attribute — nichts. Und was ist Gott nach Ab 
zug aller unserer Betrachtungsweisen? Er ist und bleibt Alles. 
So wenig ist das Attribut eine bloße Form unserer Erkenntniß. 
So weit also ist diese Erklärungsweise entfernt von der wahren 
Meinung Spinoza's. Man kann es nicht schlagender darthun. 
Und in dem Beweise des eben angeführten Satzes sagt Spinoza 
geradezu: „unter den Attributen Gottes muß man Alles ver 
stehen , was das Wesen der göttlichen Substanz ausdrückt, d. h. 
was zur Substanz gehört: eben dieß, sage ich, müssen die 
*) Eth. I. Prop. XII. XIII. 
**) Ebendaselbst Des. VI. Prop. XI. 
***) Ebendaselbst Prop. XIX.
	        
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