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ausmachend, nennt Spinoza Attribut*). Die Frage heißt
demnach: welches sind die Attribute Gottes?
2, Unmögliche Lösung. DieAttribute als b loße Erkennt-
nißf ormen.
Wir wollen erst zeigen, auf welche Weise die entdeckte Schwie
rigkeit nicht gelöst werden kann, und damit, was Spinoza's Lehre
vom Attribut betrifft, einer Auffassung entgegentreten, die unter
den neueren Kennern des Systems namentlich Erdmann mit allem
Scharfsinn zu vertheidigen und in ihren Folgerungen durchzufüh
ren gesucht hat**). Was bedeutet überhaupt (im Sinne Spinoza's)
der Begriff des Attributs?
Man hat sich auf den bekannten Satz Spinoza's berufen,
daß jede Bestimmung eine Verneinung sei, daß darum das Wesen
Gottes unmöglich bestimmte Beschaffenheiten oder Attribute haben
könne, daß demnach das Attribut nichts anderes sein könne als
eine Form, unter der wir das Wesen Gottes betrachten, gegen die
sich aber Gott selbst oder die Substanz vollkommen gleichgültig
und unberührt verhalte. So entgeht man dem Dilemma, indem
man von der obigen Alternative die eine Seite ergreift, ohne deut
lich zu sehen, daß man sich der Unmöglichkeit preisgiebt, die sich
auf der anderen Seite erhebt. Die Attribute fallen nicht in das
*) Per attributum intelligo id, quod intellectus de sub-
stantia percipit, tanquam ejusdem essentiam constituens. Eth.
I. Des. IV.
**) Joh. Ed. Erd mann, Versuch einer wissenschaftlichen
Darstellung der neuern Philosophie I.Band 2.Abth. (1836) ©.60 flgd.
Vermischte Aufsätze (1846): die Grundbegriffe des Spinozismus. S.
145 — 152.