Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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*) Epist. XXXVI (an Blyenbergh). 
kommen unendliche Wesen, wie cs Spinoza begriffen hat, kann 
weder im Himmel für sich allein noch mit anderen Seinesgleichen 
auf dem Olymp oder im Pantheon wohnen. Zn diesem Gegen 
satz gegen den Anthropomorphismus und die Vielgötterei fin 
den wir Spinoza in Uebereinstimmung mit der Denkweise der 
alten Elearen *). 
3. Das Christenthum. 
Endlich wenn dieser Gott die Schranken der Individualität nicht 
duldet, welche ihm die Phantasie andichtet, so ist es schlechterdings 
unmöglich, daß er sich selbst in diese Schranken begiebt. Wenn es für 
Spinoza schon ein arger Widerspruch ist, in einer Vielheit von Indi 
viduen sich das unendliche Wesen vorzustellen, so ist ihm der ärgste 
Widerspruch, die Gottheit in eine einzige Individualität zu verschlie 
ßen. Dieser Gott, der sich nicht absondern läßt von der Welt im 
Monotheismus, läßt sich noch weniger natürlich gestalten im Poly 
theismus und am wenigsten incarniren im Christenthum. Dar 
um ist die Menschwerdung Gottes der härteste Widerspruch für den 
Gottesbegriff Spinoza's. „Gott wird Mensch," heißt in diese 
Denkweise übersetzt: die Substanz wird Modus. Gott ist in die 
sem einzelnen Menschen wirklich erschienen, bedeutet im Sinne 
Spinoza's: die Substanz ist dieser einzelne Modus geworden! 
Der unendliche Raum ist dieses einzelne Dreieck! 
Man vergleiche mit dem unendlichen Raum die Gottheit, so er 
scheint der Monotheismus dem Geiste Spinoza's, als ob er behaupte: 
der unendliche Raum sei außerhalb der Figuren; der Polytheismus, 
als ob er meine: der unendliche Raum bestehe in gewissen Figuren;
	        
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