Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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nimmt die gegebene Religion für sich allein das Recht in Anspruch, 
die wahre theologische Erkenntniß zu sein, und bestreitet sowohl 
der Philosophie als dem Staat die Geltung ihrer natürlichen 
Grundlagen. Jetzt muß sich die Untersuchung Spinvza's, um 
ihre Aufgabe zu lösen, gegen die Theologie kehren. Der Tractat 
wird theologisch. Er vertheidigt gegen die Theologie das ge 
meinschaftliche Recht der Wissenschaft und des Staats, die unab 
hängige Geltung sowohl der natürlichen Erkenntniß als des na 
türlichen Rechts. 
Diese Vertheidigung ist nur möglich durch eine gründliche 
Widerlegung der vermeintlichen Rechtsansprüche, welche die Theo 
logie in ihrer göttlichen Machtvollkommenheit gegen Wissenschaft 
und Staat erhebt und beiden überordnet. Der Tractat wird mit 
hin theologisch-politisch. 
II. 
Offenbarung und Bibel in ihrem Verhältniß zur 
Wissenschaft. 
1. Die Bibel als Erkenntnißgrund. 
Worauf gründet sich das geforderte Recht der Theologie? 
Auf die durch Gott selbst geoffenbarte Erkenntniß: auf die Offen 
barung, als deren Quelle die Bibel gilt. Soll nun bewiesen wer 
den, daß die Religion keine Macht über die Erkenntniß hat, weil 
sie selbst kein Erkenntnißsystem ist noch sein will, so muß Spinoza 
zeigen, daß die Bibel keine durch Gott geoffenbarte Erkenntniß ent 
hält, daß die Offenbarungen der Schrift eine Erkenntniß der Dinge 
wedergeben noch bezwecken. Dieser Beweis ist zu führen. In ihm 
liegt für den theologisch-politischen Tractat der nervus probandi,
	        
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