Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

*) Tract. de int. emend. Op. II. pg. 419 — 422. 
Denken mithin nicht methodisch. So leuchtet ein, daß die wahre 
und methodische Erkenntniß nur einen Fall hat: die Einsicht der 
Sache aus ihrem wirklichen Grunde, aus ihrer nächsten Ursache. 
Es sei z. B. die geometrische Proportion 2 : 4 — 3 : x. Es 
sei uns bekannt, daß in diesem Fall x --- 6 ist. Diese Thatsache 
sei uns bekannt entweder aus fremder Mittheilung oder aus zu 
fälliger eigener Erfahrung; wir sind nicht iin Stande ihre mathe 
matische Wahrheit zu beweisen, wir wissen sie nur als Notiz; sie 
hat in dieser Form nicht den Werth einer Erkenntniß. Wenn wir 
aber beweisen können, daß in dem vorliegenden Fall x — 6 ist, 
so wird es noch von der Art des Beweisgrundes abhängen, ob wir 
die Sache in Wahrheit begriffen haben. Es sei uns also bekannt, 
daß in dem gegebenen Verhältniß das Product der äußeren Glie 
der dem der inneren gleich ist; wir finden durch Rechnung 2 x — 
3 X 4, und es ergiebt sich die Gleichung x — 6. Jetzt ist der Satz 
bewiesen. Ist er in Wahrheit bewiesen? Offenbar nicht, denn 
der angeführte Beweisgrund erklärt nicht die Natur der geometri 
schen Proportion, sondern ist selbst eine ihrer Folgen. Also ist auch 
in dem gegebenen Falle die Thatsache x — 6 nicht aus ihrem wirk 
lichen Grunde erkannt; denn der Grund, welcher macht, daß die 
hier gesuchte Verhältnißzahl 6 ist, besteht allein in der Natur der 
geometrischen Proportion *). 
Jetzt sehen wir klar, welche Bedingungen die wahrhaft 
methodische Erkenntniß fordert. Sie begreift ihr Object aus dessen 
nächster Ursache. Sie fordert demnach, daß diese nächste Ursache 
so erklärt werde, daß der Satz, um den es sich handelt, nothwen 
dig und zweifellos daraus folgt. Eine solche Erklärung ist die 
Definition und zwar die genetische, welche den Realgrund der
	        
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