Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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*) Traet. de intell. einend. Op. II. pag. 417. 
liehen Wesen völlig conform sind. Es ist möglich, daß wir Gott 
lieben, ohne ihn klar und deutlich zu erkennen. Aber es ist un 
möglich, daß wir ihn klar und deutlich erkennen, ohne ihn zu 
lieben. Besitzen können wir das ewige Gut nur in unserem Geist; 
wahrhaft und dauernd besitzen nur, wenn es unserem Geiste mit 
voller Klarheit einleuchtet. Wir sind eins mit der ewigen Ord 
nung der Dinge,, wenn wir ihre Nothwendigkeit bejahen; wir 
bejahen sie,, sobald wir sie einsehen. Daher ist unsere Liebe zu 
Gott am sichersten gegründet auf unsere Erkenntniß Gottes d. h. auf 
die Einsicht, daß der menschliche Geist eins ist mit dem Ganzen. 
Spinoza giebt diese sein ganzes System erleuchtende Erklä 
rung schon in dem Tractat über die Berichtigung des Verstandes, 
indem er dabei bemerkt, er werde sie später ausführlich erläutern. 
„Nichts darf seiner eigenen Natur nach vollkommen oder unvoll- 
- kommen genannt werden, da wir ja wissen, daß alles was geschieht 
gemäß einer ewigen Ordnung und nach unumstößlichen Naturge 
setzen stattfindet. Nehmen wir nun, daß der Mensch in seiner 
Schwäche zwar diese Ordnung nicht mit seinem Denken durch 
dringt, wohl aber begreift, daß es eine menschliche Natur, weit 
kraftvoller als die seinige, gebe und daß ihn nichts hindere, sich 
eine solche Natur anzueignen, so wird ihn diese Vorstellung reizen, 
nach Mitteln zu suchen, um sich eine solche Vollkommenheit zu 
verschaffen. Und jedes Mittel zu diesem Ziel ist ein wahrhaftes 
Gut. Aber das höchste Gut ist, einer solchen Natur wo möglich 
in Gemeinschaft mit Anderen theilhaftig zu werden. Worin diese 
Natur besteht, werden wir später zeigen: sie besteht nämlich in der 
Erkenntniß der Einheit, welche den Geist mit der gesummten 
Natur verbindet" *jl
	        
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