Volltext: Gmunden im Liede

— 59 — 
Die Bursche hoch und kräftig, und die Dirnen 
Mit frischen Wangen und mit goldnen Flechten 
Seh'n dich mit klareu blauen Augen an, 
Und jubeln laut aus sangesfroher Kehle. 
Bist du ein Waidmann, welch ein Jagdrevier! 
Die Gemse setzt in voller wilder Flucht, 
Vom Warnungspfiff des Leitthiers aufgescheucht, 
Vou Grat zu Grat, stellt sich in Wände ein, 
Und stürzt, getroffen, polternd in die Schlucht; 
Das Reh, der Edelhirsch bricht aus dein Tann, 
Zuweilen schlüpft ein Füchslein durch's Gestein, 
Und über dir ziehen ihre stolzeu Kreise 
Der Königsaar, der Wanderfalk, der Weih'. 
Die Jäger klimmen rüstig auf den Stand: 
Im schlichten Kleid, wie man zu Laud es trägt, 
Voran der erste Waidmann dieses Reichs, 
Der kaiserliche Herr, und ihm zur Seite 
Der jugendliche Erbe seiner Krone. 
Die schöne Wirklichkeit verklärt die Sage 
Und Poesie mit hold phantastischem Zauber: 
Dort an dem Vorsprung, wo Trannkirchen sich, 
Ein stilles Märchen, aus den Fluteu hebt, 
Hat, wie Leander einst, ein kühner Schwimmer, 
Der Wogen Schwall mit starkem Arm getheilt, 
Um seine Hero ein des Klosters Strand 
Allnächtlich an das treue Herz zu schließen; 
Mit seinem Leben zahlte er wie jener 
Ein kurzes, doch berauschend schönes Glück. 
Und jenes Weib dort mit dem Feuerblick, 
Gehüllt in dunkle, wallende Gewänder, 
Erkennst du sie — die Zauberin vom Stein, 
Das Opfer, das des Dichters Mund verklärt!
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.