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Edelweiß.
Liebliche Blume, strahlend mit weichen, weißlichen Blättern,
Auf der Ferner Kar hast du verborgen geblüht,
Stürme haben gewiegt dich in der moosigen Wiege,
Alpenlerchen dabei sangen in Schlummer dich ein,
Wolken kamen heran, mit ihren: Thau dich zu nähren,
Morgen- und Abendglanz küßten die Wangen dir roth.
Bist du ein Stern, der zu Nacht vom Himmel gefallen,
Den am Morgeu eiu Hirt fand in dem thanigen Moos?
Hat die Waldfee spielend Strahlen des Mondes gesammelt,
Sie zu Sternen gepreßt, um sich zu schmücken das Haupt?
Haben dich Gnomen geprägt ans Silber im Schachte?
Fand dich ein Jäger am Fels, trug er dich nieder zu Thal?
Stern und Blume uicht, geprägt nicht aus blinkendem Silber,
Dichhatein dichteuderGott-Räthsel aufAlpen gepflanzt.
Zauberin am Stein.
Anl See zn Bergesspitzen
Sie winkt mit weißer Hand,
Die dunkeln Augen blitzeu
Hinaus in Berg und Land.
Ein schwarzer Gürtel dunkelt
Um ihren schlanken Leib,
Und an dem Gürtel funkelt
Ein Dolch dem weißen Weib.
Wenn ihre Augen drohen
Und flattert ihr Haar braungold,
Da kommt mit Blitzeslohen
Der Alpensturm gerollt.