Volltext: Sagen und Denkwürdigkeiten aus dem Nibelungengau

1. Die Rlosterkugeln von GäusensteLn. 
Linen lieblichen Anblick bietet am Eingänge in den Tlibelungen- 
gau für den Donaureisenden das am rechten Ufer gelegene Säusen- 
stein: Jm Hintergründe der zierliche Barockbau der Donatuskirche, 
bei dem Uolke Klein-Sonntagberg genannt, weil eine Kopie des 
Sonntagberger Gnadenbildes im 18. Jahrhundert mit großem Zulauf 
dort verehrt wurde. Und knapp an dem Ufer das stimmungsvolle 
„Prälatensalettl“ mit einer eingemauerten eisernen Kanonenkugel, 
daneben das Schifferkreuz, das die Schiffer vor den der Schiffahrt so 
gefährlichen Kloster- oder Teufelskugeln warnen soll, und rechts wieder¬ 
um ein kleines Häuschen, das früher einmal zu einer Schiffsmühle 
gehörte. — Als einst hier noch die Zisterzienser-Mönche wohnten, da 
nannten sie das gegenüberliegende Gottsdorf „villa Dei“, während 
Säufenstein „vallis Dei“ (Gottestal) hieß. 
Daß die knapp an dem tUeftportale der einstigen Stiftskirche 
aus dem Donauftrome hervorragenden Klippen in Form von großen 
Kugeln die Uolksphantafie anregen mußten, liegt auf der Hand. 
Die Dolksfage meldet: 
Es war einmal am Donaustrande am „Sausenden Stein“ ein gar 
großes Heiligtum, zu dem die Deute an Sonntagen von weit und 
breit zusammenströmten, um auf die Worte der grauen Mönche zu 
lauschen und Gott in Gebeten und heiligen Gesängen zu loben und 
zu preisen. Das verdroß aber den Teufel in der Hölle gar gewaltig, 
denn schon viele Jahre hatte er aus dieser Gegend nicht eine einzige 
Seele mehr bekommen. Er stieg darum auf die Erde und wollte selber 
nach der Ursache sehen. Hinter einem Donaufelsen kauernd, beob¬ 
achtete er an einem Sonntage, wie da die Scharen in dem Heiligtum 
ein- und auszogen und das Gotteshaus nimmer leer wurde von Betern. 
Da erfaßte ihn ein furchtbarer Zorn; er fuhr wieder hinab in die Hölle, 
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