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neuzeitlichen Industrieanlagen verwerteten Bodenschätze der un¬
garischen Grenzlande, di« blühende Viehzucht, der Kohlenreich¬
tum im Vulkan-Gebirge würden den Staat zu einem bedeutenden
wirtschaftlichen Machtfaktor entwickeln. Rumänien würde die ihm
gebührende Stimme im Völkerrate Europas erhalten.
In planmäßiger, zielbewußter Arbeit wurden die Widerstände
tm Lande gegen ein Eingreifen in den Krieg beseitigt und ge¬
brochen. Die warnenden Stimmen des ehrwürdigen, alten Peter
Carp und von Warghilom/.n wurden überschrien. Südländische
Leidenschaft entzündete sich an dem Schlagworte der „vom unga¬
rischen Joch zu befreienden Brüder". Dasselbe Rumänien, das in
der von kaum 3000 Rumänen bewohnten Dobrudscha 300 000 alt¬
eingesessenen Bulgaren den Gebrauch der Muttersprache in Amt
und Kirche verbot, das seine eigenen Bauern in Unfreiheit leben
ließ, forderte die „Erlösung" der in Ungarns Grenzländern woh¬
nenden Rumänen, die neben der eingesessenen magyarischen und
sächsischen Bevölkerung nur als soziale Unterschicht leben. Die
Sorge, bei weiterer Zweideutigkeit schwankender Politik zu spät
zu kommen bei der bevorstehenden „Aufteilung" der Donau-Mo¬
narchie, den Beuteanteil von der „siegreichen Entente" nicht zu
erhalten, gab den letzten Anstoß zur Kriegserklärung.
Am Abend des 27. August 1916 überreichte der rumänische
Gesandte im Ministerium des Äußeren zu Wien die Erklärung,
*>aß Rumänien „unter dem Gebot der Notwendigkeit, seine Rassen-
interessen zu schützen, sich denen angeschlossen hätte, die mehr in
der Lage wären, die Durchführung seiner nationalen Einheit zu
sichern". Das hieß Krieg mit der Donau-Monarchie. Das Ab¬
kommen mit den Mittelmächten vom Jahre 1883 — das politische
Testament Carols I. — war zerrissen.
Wie Donnerschläge trafen Rumänien die Kriegserklärungen
Deutschlands, Bulgariens und der Türkei.
„Krieg ist die Fortführung der Politik mit den letzten Mitteln."
Fehler in der politischen Berechnung sind Rechnungsfehler bei
Beurteilung der strategischen Lage. Dem Fehler der Politik ent¬
sprach der Fehler des rumänischen Operationsplanes. Aufgebaut
auf dem Trugschlüsse des schnellen, auch mit noch nicht völlig schlag¬
fertigem Feere möglichen Einbruches in Feindesland an der Seite