Volltext: Türkische Kriegsfinanzwirtschaft [94]

Vorwort des Übersetzers 
vorliegende, auf Grund des amtlichen französischen Textes 
übersetzte Rede des bekannten Finanzministers der neuen 
Türkei, Dschawid°Bei, deren Druck und öffentliche Verbreitung 
in der Kammersitzung am 4. März 1917 einstimmig beschlossen 
wurde, hat -ob ihrer Offenheit und Großzügigkeit allenthalben 
berechtigtes Aufsehen erregt; seit den ungeschminkten Antersuchungen 
des österreichischen Finanzmannes Karl Morawitz über die türki¬ 
schen Finanzen, deren Verbreitung in der Türkei seinerzeit (1902) 
unter Abd ul Lamid die türkische Zensur verbot, ist dies von zu¬ 
ständiger Seite in dieser Weise nicht mehr geschehen. Es ist be¬ 
zeichnend für den Geist der neuen Türkei, daß ihr Finanzminister 
es wagen konnte, trotz sichtlichen Wohlwollens für den Gegen¬ 
stand seiner Rede, öffentlich eine so scharfe Sonde in jeder 
Linsicht anzulegen und ohne Scheu die wunden Punkte der türki¬ 
schen Finanzen zu berühren; es ist aber nicht minder bezeichnend, 
daß das Parlament alles zur Verbreitung der Rede tat. Diese 
Aufrichtigkeit trägt den Lohn in sich selbst: sie richtet auf und 
stärkt das Selbstvertrauen wie das Vertrauen des Auslandes, 
insbesondere Deutschlands. 
Dschawid-Bei gibt uns in dieser Rede nicht nur einen 
klaren Einblick in die Entwicklung der Finanzgebarung der Türkei 
während des Krieges, sondern macht auch sehr wertvolle Angaben 
über die Zukunft der türkischen Wirtschaftspolitik, insbesondere 
im Verkehr mit Deutschland, sowie allgemein über die Stell ung 
der Türkei zur ausländischen Kapitaleinfuhr vom 
Standpunkte des türkischen Nationalismus. Getragen ist die 
ganze Rede von dem Antertone: wie kann das budgetäre 
Gleichgewicht der neuen Türkei sobald wie möglich hergestellt 
werden? Lervorzuheben auch ist Dschawids Stellungnahme gegen 
außerparlamentarische Nachtragskredite, die leicht zu einer 
„Frisierung des Budgets" führen können. 
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