Volltext: Ostermiething

Messingverzierungen aufbewahrt. Die schnitten sie herunter, 
warfen sie auf die schneebedeckte Wiese hinab und hatten 
ihre herzliche Freude, wenn die Buben sich raufend die¬ 
selben aus dem Schnee herauskratzten. Die im Haufe ein¬ 
quartierten Franzosen verlangten alle Tage frischgekochtes 
Fleisch. Als einmal recht viel übrig 'blieb, stellte ihnen die 
Bäuerin nächsten Tag dasselbe wieder aus den Tisch. 
Hierüber waren sie so erbost, daß sie die 'schönste Kalbin 
aus dem Stalle rissen und zusammenschlugen. Die Notdurft 
verrichteten die Franzosen immer im Vorhaus. Die 
Bäuerin beschwerte sich hierüber 'beim Oberst, der im 
Pfarrhof wohnte. Der schrieb einen Zettel und >den mußte 
sie Den Soldaten aus den Tisch legen. Als sie ihn sahen, 
riefen sie: „Warum fort?" „Weil die Herren so schlimm 
sind." „Ist nicht wahr! Ist nicht wahr!" Die Einquartierten 
wurden nicht gewechselt. 
Wiele Leute suchten Zuflucht im ©rö'bmergraben und 
versteckten dort insbesondere ihre Kinder. Der Lenzbauer 
mußte vor den Franzolfen Reißaus nehmen und flüchtete 
Über die Salzach. Im Orthollingerhölzl brachten sich die 
Bewohner der dortliegenden Ortschaften in Sicherheit. Der 
Seelsorger von Haigermoos ergriff vor den Franzosen die 
Flucht urib begab sich nach Mattighofen, wo er starb. So 
mußten denn bis zum Jahre 1853 die gottesdienstlichen 
Verrichtungen wieder von Ostermiething aus besorgt 
werden. 
Als endlich die Macht Napoleons gebrochen war und 
1815 im Jahre 1815 der Wiener Kongreß zusammentrat, 
konnten die durch Napoleon in Verwirrung gebrachten 
staatlichen Verhältnisse Europas neu geordnet werden. 
Oesterreich erhielt die im Jahre 1809 an Bayern abge¬ 
tretenen Gebiete S a l z b u r g u n d das Inn- u n d 
Haus ruckviertel wieder zurück, die drei falz- 
iburgischen Landgerichte Tittmoning, Laufen und Teisen¬ 
dorf aber blieben bei Bayern und seit dieser Zeit bildet die 
Salzach die Grenze. 
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