Rufen: „Wir müssen unsern Kaiser sehen!" Am 29. Oktober
ritt der Kaiser trotz des starken Regens über Michaelbeuern
nach Wildshut, besuchte das einsame Schloß daselbst, dann
über Oster miething und Ach nach Braunau. Am
Allerheiligentage vormittags kam er auf dem Maria-Hils-
berg bei Passau an.
Das Jnnviertel war gerade zu Anfang jenes Jahr¬
zehntes an Oesterreich gekommen, in welchem Josef II. auf
allen Gebieten seine reformatorische Tätigkeit begann. Tief
einschneidend waren seine religiösen Reformen. Durch das
K l o ft e r a u f h e bungs - P a t e n t wurden von 2163
Klöstern 738 aufgehoben. Von dieser Verfügung wurden
auch die E r e m i t a g e n (Einsiedeleien) getroffen. In
S i m l i n g, Pfarrei Ostermiething, wohnte am Berge als
Klausner Frater «Franz Schrei b e r aus dem Kloster
Raitenhaslach. Er soll bett Kindern der Umgebung Unter¬
richt erteilt und, wenn Tote vorübergebracht wurden, bas
im „Thurn ober ber Kapellen" sich befindliche „Medallene
glöckl" geläutet haben. .In ber Kapelle war ein Altar und
ein Kreuzweg. Als nun bas kaiserliche Dekret erschien,
verkaufte Frater Franz mit Zustimmung ber Klostervor-
stehung Raitenhaslach vom 28. August 1782 laut „Priefs
Prothokoll des Kaiser!. König!. Land- und Pflegsgerichtes
Wildshut, ddto. 30. August 1782, die Klause „Dem Ehr¬
baren Sebastian Haller einen ehevor im Schlichtner Häusl
,zu Staig sich aufgehaltenen Hafenbinder, und Maria
Anna, seinen Eheweib." Kaufsumme 145 fl. 50 kr. Wiener
Währ. Das „glöckl" bekam der Heißpauli in Staig als
Hausglocke.
Im Jahre 1784 wurde das Bistum Linz errichtet.
O st e r m i e t h i n g, das noch immer zur Erzdiözese Salz¬
burg gehörte, wurde nun dem neu entstandenen Bistume
zugewiesen.
Die Kirche Fränking wurde wie Haigermoos von
Ostermiething aus pastvrisiert. Im Jahre 1785 wurde es
eigene Pfarre, während Haigermoos noch Filiale blieb. Die
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