Volltext: Die Abenteuer des Fliegers von Tsingtau [23]

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wurde der Hausfrau ein Besuch angekündigt, und 
vorbei huschten und trippelten zehn bis zwölf 
allerliebste kleine Chinesinnen, in prachtvollste, 
buntseidene Höschen und Gewänder gehüllt. 
Zwei, drei dieser Geschöpfchen blieben vor Neu 
gierde und Schrecken an der offenen Tür des 
Zimmers, in dem wir Männer saßen, stehen und 
guckten mich mit offenen Mäulchen und großen, 
erstaunten Augen an. Ein kurzer Zuruf von Frau 
Morgan ließ sie erschrocken auseinanderfahren 
und fortlaufen. Den Grund dieses eigenartigen 
Verhaltens erfuhr ich später. Für eine vornehme 
Chinesin ist es ein großer gesellschaftlicher Fehl 
tritt, wenn sie durch ihre Neugier und durch ihren 
Anblick einen männlichen Gast beleidigt! 
Die drei Sünderinnen erhielten auch eine ernste 
Strafpredigt. Ich muß sagen, daß ich über diese 
Sitte nicht erfreut war, denn gern hätte ich mir 
diese allerliebst aufgeputzte» Dämchen recht genau 
angesehen. 
Meine Wirtin erzählte mir auch, wie sie von 
den Chinesinnen mit Fragen bestürmt worden 
wäre. Vor allem wollten diese wissen, was das 
heute morgen für ein böser Geist gewesen wäre, 
der so schreiend und brummend ihre Stadt be 
droht hätte. Als ihnen gesagt wurde, daß darin 
ein Mensch gesessen hätte, der aus Tsingtau käme, 
da lachten sie einfach und meinten: nein, wenn 
sie auch dumm wären und die Weißen sie immer 
anführte», so dumm wären'sie doch nicht, solch 
einen Unsinn zu glauben!
	        
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