Volltext: Vorsicht! Feind hört mit!

Freiherr Grote ~ Vorsicht! Feind hört mit! 
aber damit allein kann man keinen Nachrichtendienst aufziehen. Alles kam auf die Aus¬ 
wahl der persönlichen Mitarbeiter und eine straffe, einheitliche Organisation an. 
Es ist ohne weiteres klar, daß der Vorsprung, den die Entente auf dem Nachrichten- 
gebiet hatte, von dem deutschen Nachrichtendienst nicht eingeholt werden konnte. Alle 
Erzählungen und Gerüchte über den „fabelhaften deutschen Nachrichtendienst" bei Kriegs¬ 
beginn sind falsch. Größtenteils wurden diese Gerüchte von der Entente selbst verbreitet, 
die dadurch ihre eigenen Maßnahmen rechtfertigen wollte oder vielleicht auch von sich ans 
andere schloß. Schon allein die Tatsache, daß der deutsche Nachrichtendienst, im Westen 
und größtenteils auch im Osten, ganz auf sich angewiesen war und exzentrisch nach allen 
Seiten hin arbeiten mußte, während die Entente ringsherum gelagert nach gründlichster 
Friedensvorbereitung konzentrisch nach dem Mittelpunkt, nach Deutschland hin arbeitete, 
zeigt deutlich, wieviel schwieriger die Aufgabe eines deutschen Nachrichtendienstes, aber 
auch, um wieviel wichtiger eine straffe Organisation desselben war, sollte sie sich bei der 
ungeheuer vielseitigen Aufgabe nicht verzetteln und wirkungslos bleiben. 
Der Nachrichtendienst des großen Generalstabes, die sogenannte Abteilung III B 
(genannt nach der Sektion B der Abteilung III des Großen Generalstabes der französischen 
Abteilung), unterstand dem Chef des Generalstabes. Sein Leiter war Oberstleutnant 
Nicolai. Unglaublich vielseitig waren die Aufgaben, die sich allmählich organisch 
herausbildeten. Sie umfaßten drei Hauptgebiete, und zwar: 
1. Nachrichtendienst und Abwehr der feindlichen Spionage; 
2. Presseleitung und Zensur; 
Z. Aufklärung. 
Jedes einzelne dieser drei Gebiete ist für sich derartig riesenhaft und verantwortungs¬ 
voll, daß man sich immer wieder fragen muß, wie es möglich war, daß eine einzige Persön¬ 
lichkeit diese ungeheure Arbeit bewältigen konnte. Was unter Leitung Nicolais allein ans 
dem einen Gebiet, dem des Nachrichtendienstes und der Abwehr, geleistet wurde, das soll 
hier kurz geschildert werden. 
Der Nachrichtendienst selbst umfaßte folgende Zweige: 
r. Nachrichtendienst an den Fronten (Frontuachrichtenoffiziere); 
2. geheimer Nachrichtendienst (bei der Abteilung HIB); 
3. deutsche Nachrichtenquellen iss der Heimat (bei der stellvertr. Abteilung IIIB); 
4. deutsche und auslänische Presse (KriegSpreffeamt). 
Seine Aufgaben waren: 
Feststellung 
der feindlichen Streitkräfte, 
ihres Zustandes, Bewaffnung, Ausrüstung und Ersatz, 
der Absichten und Vorbereitungen des Feindes, 
der militärischen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im Innern 
der feindlichen Länder.
	        
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