Volltext: Unsere Offiziere

64 
Die Helden des Hilfsplatzes. 
Die weithin sichtbare Fahne des Roten Kreuzes auf weißem 
Grund ist nach den internationalen Vereinbarungen der Genfer 
Konvention dazu bestimmt, die Stätten der Hilfe, Lazarette und 
Verbandplätze, zu schützen und inmitten der Vernichtung den Wehr¬ 
losen und Leidenden ein Asyl zu bieten. Den Russen aber ist, 
wie der gegenwärtige Krieg in Hunderten von Fällen gezeigt hat, 
diese heilige Flagge der Menschlichkeit nur eine willkommene Ziel¬ 
scheibe für ihre Geschütze, und mit einer verhängnisvollen Regel¬ 
mäßigkeit lenken sie ihr Feuer gerade dorthin, offenbar in der 
Hoffnung, dadurch Verwirrung in unseren Reihen zu erzielen und 
das begreifliche Entsetzen der Schutzlosen auch auf die Kämpfer 
zu übertragen. Aber die Geschehnisse haben bewiesen, daß durch 
den Heldenmut der Ärzte die Zuversicht der Truppen bei solchen 
frevelhaften Verstößen gegen das Völkerrecht statt vermindert, 
nur erhöht und zu doppelter Leidenschaftlichkeit gesteigert wird. 
Ein Beispiel bietet das mustergültige Verhalten des wackeren 
Regimentsarztes Dr. Heinrich Glaser, der als Chefarzt beim 
Infanterieregimente „Kaiser" Nr. 1 fungierte. Als die Russen 
am 23. August den Hilfsplatz von Goskieradow rücksichtslos be¬ 
schossen, daher man die Kranken nach Dynow zurücktransportieren 
mußte und als aus den gleichen Gründen die Sanitätsstation von 
Osny am 7. September in Margynow Schutz vor der zynischen 
Geschoßstreuung zu suchen hatte, zeigte Regimentsarzt Dr. Glaser 
eine derartige Kaltblütigkeit, daß die Verwundeten inmitten des 
höllischen Feuers vollkommene Ruhe bewahrten. Er verband, labte 
unb pflegte, ohne die einschlagenden Geschosse überhaupt zu be¬ 
achten und nahm durch seine heroische Sicherheit den Blessierten 
gänzlich das Bewußtsein der Gefahr. Der Aufschub wurde klaglos 
durchgeführt, mehr als 750 Verwundete, darunter Fiebernde und 
furchtbar Leidende, ohne jeden Zwischenfall nach den umsichtigen 
Anordnungen dieses auch militärisch hervorragenden Arztes trans¬ 
portiert, und selbst während der Verschiebung ließ Regiments¬ 
arzt Glaser nicht ab, jedem einzelnen seine ärztliche Pflege auf¬ 
opferungsvoll angedeihen zu lassen. Auch bei der unverwundeten 
Mannschaft und bei den Offizieren wurde durch das Bewußtsein,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.