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wundung, ein Schrapnellsprengstück in den Unterfuß. Mühsam und
unter großen Schmerzen schleppte er sich den Seinen nach, der
nächsten Ortschaft zu, jeden Augenblick in Gefahr, besinnungslos
zusammenzustürzen und dem heftig nachdrängenden Feind in die
Hände zu fallen. Der Hauptmann hatte eine hohe Summe ärari¬
scher Gelder bei sich, die dem Feinde zweifellos eine willkommene
Beute gewesen wären. Diese Sorge war es vor allem, die ihm die
übermenschlichen Kräfte gab, trotz seines zerschmetterten Fußes die
Ortschaft zu erreichen, wo er in einer verlassenen Hütte den Ver¬
such machte, sich selbst einen Notverband anzulegen. Gerade als er
mitten am Werke war, schlug eine Granate in die Hütte ein; er
hatte eben noch Zeit, hinauszustürzen und in einem Straßen¬
graben in der Nähe Schutz zu suchen. Dort brachte er seinen Ver¬
band notdürftig zu Ende und humpelte weiter, den Seinen zu.
Vier furchtbare Stunden dauerte dieser qualvolle Marsch, bis er
endlich auf eine Munitionskolonne der Unseren traf, die ihn ein
gutes Stück mit sich nahm. Später fand er einen Leiterwagen,
der ihn nach vielstündiger Fahrt zum nächsten Verbandplatz brachte.
Dort kam aber die ärztliche Hilfe bereits zu spät, wenige Tage
später mußte dem heldenmütigen Hauptmann der zerschmetterte
Fuß amputiert werden.
Der Kaiser verlieh ihm das Militärverdienstkreuz dritter
Klasse mit der Kriegsdekoration und es wurde zugleich Sorge
getroffen, daß der pflichtgetreue opfermütige Offizier dem aktiven
Dienst erhalten blieb.
Aber die Weichsel.
Das Musterbeispiel einer Überschiffung im feindlichen Feuer
hat das k. u. k. Pionierbataillon. Nr. 3 bei der Forcierung der
Weichsel in der Gegend von Sieroslawice gegeben. Das preußische
Vorhutbataillon sollte an das andere Ufer übersetzt werden und es