Volltext: Unsere Offiziere

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bataillons die bedrohten Brüder von ihrer furchtbaren Lage in 
Kenntnis gesetzt hätte. Die eiserne Dnjestrbrücke war bereits ge¬ 
sprengt, die Russen drängten an den Fluß heran und die ganze 
Gegend war von Kosakenschwärmen überflutet. Weit draußen im 
Land aber standen noch „irgendwo" die Honveds und kämpften, 
kämpften immer noch, ohne zu ahnen, in welch gräßlicher Einsam¬ 
keit sie sich befanden. 
Jede Verbindung mit dem Festungskommando in Halicz war 
abgeschnitten und alle Anfragen nach dem Verbleiben der Ungarn 
waren ohne Antwort geblieben. Verzweifelte Patrouillenritte: 
Niemand von den Ausgesendeten kehrt zurück. Ein Todesschweigen 
scheint das Schicksal der Ungarn zu bedecken. Da entschloß sich 
Oberleutnant Aurel Repässy des Feldjägerbataillons Nr. 32, die 
Landsleute zu suchen und ritt allein über den letzten Notsteg, der 
noch über den Dnjestr führte,, und an den eben die Pioniere ihre 
Minen legten. Repässy beschwor sie, den Steg noch nicht zu sprengen, 
sondern ihn zu halten, koste es, was es wolle, bis er das Bataillon 
gefunden habe. Dann ritt er, ein einsamer Mann, mitten in das 
vom Feind überflutete Gebiet hinein. Auskünfte gab es kaum; 
eher waren die letzten Schüsse, die von fern herüberknallten, ein 
Wegweiser. Den ganzen Tag ritt der jeden Augenblick zum Tode 
bereite Offizier in der Irre umher und suchte seine ungarischen 
Brüder, nur die eine nagende Angst im Herzen: „Der Notsteg, 
der Notsteg! Werden die Pioniere den zu halten vermögen?" 
Endlich, bei Bolszowce, fand er das Bataillon, immer noch 
die Stirn dem Feinde zugekehrt, der ans dem unerklärlichen Wider¬ 
stände der Ungarn auf das Vorhandensein stärkerer Kräfte dies¬ 
seits des Dnjestr schließen mochte und mit dem Einsetzen seiner 
Kräfte gezögert hatte, bis die Lage geklärt wäre. Oberstleutnant 
Remenyi war ohne jeden Marschbefehl gelassen worden, da die 
Russen alle Patrouillen abgeschossen hatten. 
Repässy erlöste die Kameraden aus einer zur Qual gewordenen 
Ungewißheit durch eine kurze Darstellung der Lage und, nachdem 
er das Bataillon an den Dnjestr instradiert hatte, eilte er in 
brennender Unruhe nach dem Flusse voraus, wo das winzige 
Häuflein der Pioniere sowohl ihn als auch das Bataillon schon 
aufgegeben hatte. Man hielt nun die Brücke, bis der letzte Mann 
des Honvedbataillons sie passiert hatte. Dann, im Angesichte der
	        
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