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KosabenZagd.
Die merkwürdigen Erfahrungen, die unsere Krieger im Laufe
des Feldzuges mit den einst so gefürchteten Kosaken machen, denen
ihr Leben allzu oft lieber zu sein scheint als es dem Soldaten¬
begriff im allgemeinen entspricht, hat bereits manches Stückchen
unerhörter Kühnheit auf Seite der Unsrigen gezeitigt, das nicht
untergehen wird. Besonders kleine Abteilungen unserer Reiter
machen sich den Vorteil des schnellen Angriffes mit fast nie
versagendem Erfolge zunutze, wofür auch folgendes Beispiel
zeugen mag: Rittmeister Anton Pozorny von den Windisch-
grätz-Dragonern kantoniert mit seinem Trompeter und seinem
Diener in einem Häuschen am äußersten Dorfrande. Gleich
daneben liegt ein kleiner Wald. Eines frühen Morgens stürzen
Bauern ins Haus und berichten, es trieben sich Kosaken im
Wäldchen herum, man habe sie deutlich wahrgenommen. Unser Ritt¬
meister, längst nach einem Abenteuer dürstend, reitet, seinen zwei
Leuten voran, in den geheimnisvollen Wald. Und richtig entdeckt
er nach kurzer Zeit ein Rudel Kosaken, zehn bis zwölf etwa, auf
die er allsogleich losgeht. Die ersten zwei Schüsse aus seiner
Pistole versagen, das ist fatal, aber dann funktioniert sie wieder,
Schuß auf Schuß ist ein Treffer. Auch die Kosaken schießen, ein
Geschoß fährt dem Rittmeister durch den Helm, ein anderes brennt
ihm durch den Pelzärmel. Ein Kosak hat sich von rückwärts an¬
geschlichen und haut ihm den Lanzenschaft mit aller Wucht über
den Helm. Aber schon ist auch er herabgeschossen, der vierte
bereits. Da fängt den übrigen zu grauen an, sie stocken einen
Augenblick, dann reißen sie ihre Gäule herum und suchen das
Weite. Rittmeister Pozorny ist von dem Schlage so betäubt, daß
er nicht mehr zur Verfolgung ansetzen kann; er ist gezwungen,
einige Tage mit einer leichten Gehirnerschütterung zu liegen; kaum
genesen, reitet er wieder an der Spitze seiner Eskadron und
zeichnet sich immer wieder durch Tapferkeit und umsichtige
Führung aus.