Das Lied vom braven Mann.
An der Allee südlich des Bahnhofes Klenak, nur etwa
500 Schritte von ihm entfernt, steht die dritte Batterie des 10. Feld¬
kanonenregimentes mit der russischen Artillerie in erbittertem
Kampfe. Auf einmal erfolgt vom Bahnhof eine furchtbare Detona¬
tion, die selbst das Gebrüll der Geschütze übertönt. Eine riesen¬
hafte Feuergarbe schießt Himmelauf wie ein gespenstisches Feuer¬
werk. Was ist geschehen? In einen vollbeladenen Munitionszug,
der sich noch auf dem Bahnhöfe befand, hat ein feindlicher Granaten¬
treffer eingeschlagen.
Der zersprengte Waggon steht jetzt in Hellen Flammen, das
Feuer greift wütend um sich, mit höllischem Gekrache fliegt bereits
der zweite Wagen in die Luft. Der ganze, überaus wertvolle, mit
Kleingewehr- und Geschützmunition dicht vollgepfropfte Zug scheint
bis auf die letzte Patrone verloren.
Da erbittet sich Fähnrich in der Reserve Dr. Eduard von
Abrudbänyay, eingeteilt bei der früher erwähnten Batterie, von
seinem Hauptmanne die Erlaubnis, einen Versuch zur Rettung dieses
Zuges wagen zu dürfen. Der Hauptmann, der das Gefecht seiner
Batterie zu leiten hat und sich selbst nicht wegbegeben kann, ist nur
mit zwiespältigen Gefühlen mit dem tollkühnen Plane seines Fähn¬
richs einverstanden. Man schickt seine Leute nicht gern in den
sicheren Tod. Aber zur Überlegung bleibt keine Zeit mehr. Schon
stürzt Fähnrich Abrudbänyay auf den rauchumhüllten Bahnhof zu,
zwei seiner Fahrkanoniere und ein Korporal der Nachbarbatterie
folgen ihm freiwillig nach.
Der prasselnde, Tod und Verderben speiende Feuerzug hat
alles Menschliche aus seiner Nähe verscheucht, vom Bahnhofpersonal
ist niemand mehr da, der Lokomotivführer liegt tot neben dem
Geleise ausgestreckt, der Heizer ist mit der Lokomotive aus der
Station gefahren. Zum Glück ist er noch nicht weit, in rasendem