Volltext: Unsere Offiziere

110 
zu gönnen, wobei sie auch aus einem nahen Bache getränkt werden 
konnten. 
Kaum aber war die Patrouille wieder hundert Schritte weit 
getrabt, als sie sich einer feindlichen Reiterschar von 70 bis 80 Mann 
gegenüber sah, die sich hinter einer unweiten Ortschaft heran¬ 
geschlichen hatte. 
Oberleutnant Lämmer versuchte zuerst, der Übermacht zu 
entfliehen. Bald aber erkannte er, daß die übermüdeten Pferde 
dem sattelfrischen Gegner nicht mehr gewachsen waren. Die Russen 
kamen immer näher, an ein Entkommen war nicht mehr zu denken. 
Und so entschloß sich Oberleutnant Lämmer, den Gegner selbst 
zu attakieren. Er ritt mit seinem Fähnlein die nächste Höhe hinauf, 
machte plötzlich kehrt und jagte nach abwärts, der Übermacht ent¬ 
gegen. Er stieß zuerst mit dem feindlichen Offizier zusammen, 
dessen wuchtiger Säbelhieb ihm das Schuppenband der Czapka, 
den Ulankakragen und den Pelz durchschlug, ohne ihn des weiteren 
zu verletzen. Sein Gegenhieb aber streckte den anderen glattweg 
vom Pferde. Hierauf griff Oberleutnant Lämmer zur Pistole und 
schoß den ihm zunächst befindlichen Reiter herab. Er war in¬ 
zwischen, im eiligsten Getümmel, dem Eingänge des Ortes nahe 
gekommen und versuchte nun, durch den Ort zu entweichen. Dort 
versperrten ihm plötzlich zwei feindliche Dragoner den Weg. Ober¬ 
leutnant Lämmer schlug den einen nieder, der andere aber jagte 
in gleicher Höhe mit ihm dahin und gab mehrere Schüsse auf ihn 
ab, ohne ihn zu treffen. Auch Oberleutnant Lämmer schoß mehr¬ 
mals auf den hartnäckigen Begleiter, dieser ließ aber nicht von 
ihm ab und erst als sie den Ortsausgang erreichten, bemerkte der 
Oberleutnant, daß dem anderen das Pferd durchgegangen war und 
ihn nach wenigen Sätzen abwarf. 
Auf seiner weiteren Flucht zählte Oberleutnant Lämmer nur 
noch fünf der eigenen Leute hinter sich. Immer aufs schärfste von 
den Grenzreitern und den feindlichen Dragonern verfolgt, mußte 
er alle Orte des Hinweges abermals durchqueren, wobei er mehr¬ 
mals heftig beschossen wurde. Erst als es dunkelte, ließen die Ver¬ 
folger von ihm ab. 
„Vollkommen ausgepumpt," wie er in seiner Meldung drastisch 
berichtete, langte Oberleutnant Lämmer gegen 8 Uhr abends dies¬ 
seits der Grenze an. Er hatte auf diesem Ritt acht Mann, dar-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.