Volltext: Unsere Offiziere

88 
Beherrschung einer kritischen Lage. 
Anfang September stand die zweite Batterie des Feldkanonen¬ 
regimentes Nr. 10 bei Horazanna wielka im Kampfe. Leutnant 
Johann Jordan ist erster Offizier bei der Batterie, und seiner 
gemessenen, ruhigen Art der Befehlgebung ist es wesentlich zu 
danken, daß allmählich das Feuer einer von ihm gesichteten und 
bekämpften feindlichen Batterie zum Schweigen kommt. Der Gegner 
weicht, die Batterie Leutnant Jordans wird zur Verfolgung mit 
eingesetzt. Sie fährt vor und protzt bei den vom Feinde zurück¬ 
gelassenen Geschützen zur Wiederaufnahme des Feuers ab. In 
der nächsten Minute wird die Batterie jedoch selbst erneuert von 
feindlicher Artillerie und Infanterie in Front und Flanke be¬ 
schossen; die Distanz zum Gegner beträgt kaum 800 Schritte; 
ringsum sind eigene Truppen. Leutnant Jordan erkennt, daß 
diese durch sein Feuer arg mitgefährdet wären und seine Batterie 
daher das feindliche Feuer insolange nicht erwidern kann, bis 
unsere Infanterie den Gegner nicht noch etwas weiter zurück¬ 
gedrängt hat. In voller Erkenntnis der Lage versteht es nun 
Leutnant Jordan durch seine Geistesgegenwart und seine immer 
gleichmäßige Ruhe bei seiner Mannschaft das Bewußtsein der 
kritischen Situation gar nicht aufkommen zu lassen und sie so 
über diese Zeitspanne wehrlosen Ausharrens hinwegzuleiten. Der 
Gegner wurde zurückgeworfen. Der Leutnant hatte, indem er un¬ 
geachtet seiner großen Bedrängnis sich des Schießens enthielt, 
diesen Erfolg ermöglicht. Durch ein zum Selbstschutz seiner Batterie 
abgegebenes Feuer hätte er die Aktion unterbunden und durch die 
Gefährdung der eigenen Truppen vielleicht sogar eine Panik hervor¬ 
gerufen. In dieser vorübergehenden Enthaltung vom Kampfe lag 
ebensoviel Heroismus, wie taktisches Verständnis. Dies wurde dem 
jungen Offizier auch von Allerhöchster Stelle anerkannt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.