Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz erster Band (1 : Vom Kriege ; 1 ; / 1832)

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6. Modifikationen in der Wirklichkeit. 
So findet in dem abstrakten Gebiet des bloßen Be¬ 
griffs der überlegende Verstand nirgends Ruhe, bis er an 
dem Äußersten angelangt ist, weil er es mit einem Äu¬ 
ßersten zu thun hak, mit einem Conflikt von Kräften die 
fich selbst überlassen find, und die keinen andern Gesetzen 
folgen als ihren innern; wollten wir also aus dem bloßen 
Begriffe des Krieges einen absoluten Punkt für das Ziel 
welches wir auösetzen, und für die Mittel welche wir an- 
wcnden sollen, ableiten: so würden wir bei den beständi¬ 
gen Wechselwirkungen zu Extremen gerathen, die nichts 
als ein Spiel der Vorstellungen wären, hervorgebracht 
durch einen kaum sichtbaren Faden logischer Spitzfindigkeit. 
Wenn man, fest an das Absolute haltend, alle Schwierig¬ 
keiten mit einem Federstrich umgehen, und mit logischer 
Strenge darin beharren wollte: daß man sich jederzeit auf 
daö Äußerste gefaßt machen, und jedesmal die äußerste 
Anstrengung daran setzen müsse, so würde ein solcher Fe¬ 
derstrich ein bloßes Büchergesetz sein, und feine für die 
wirkliche Welt. 
Gesetzt auch jenes Äußerste der Anstrengungen wäre 
ein Absolutes, was leicht gefunden werden könnte, so muß 
man doch gestehen, daß der menschliche Geist sich dieser 
logischen Träumerei schwerlich unterordnen würde. Es 
würde in manchen Fällen ein unnützer Kraftaufwand ent¬ 
stehen, welcher in andern Grundsätzen der Regierungs¬ 
kunst ein Gegengewicht finden müßte; eine Anstrengung 
des Willens würde erfordert werden, die mit dem Vorge¬ 
setzten Zweck nicht im Gleichgewicht stände, und also nicht 
ins Leben gerufen werden könnte, denn der menschliche 
Wille erhält seine Stärke nie durch logische Spitzfindig¬ 
keiten.
	        
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