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6. Modifikationen in der Wirklichkeit.
So findet in dem abstrakten Gebiet des bloßen Be¬
griffs der überlegende Verstand nirgends Ruhe, bis er an
dem Äußersten angelangt ist, weil er es mit einem Äu¬
ßersten zu thun hak, mit einem Conflikt von Kräften die
fich selbst überlassen find, und die keinen andern Gesetzen
folgen als ihren innern; wollten wir also aus dem bloßen
Begriffe des Krieges einen absoluten Punkt für das Ziel
welches wir auösetzen, und für die Mittel welche wir an-
wcnden sollen, ableiten: so würden wir bei den beständi¬
gen Wechselwirkungen zu Extremen gerathen, die nichts
als ein Spiel der Vorstellungen wären, hervorgebracht
durch einen kaum sichtbaren Faden logischer Spitzfindigkeit.
Wenn man, fest an das Absolute haltend, alle Schwierig¬
keiten mit einem Federstrich umgehen, und mit logischer
Strenge darin beharren wollte: daß man sich jederzeit auf
daö Äußerste gefaßt machen, und jedesmal die äußerste
Anstrengung daran setzen müsse, so würde ein solcher Fe¬
derstrich ein bloßes Büchergesetz sein, und feine für die
wirkliche Welt.
Gesetzt auch jenes Äußerste der Anstrengungen wäre
ein Absolutes, was leicht gefunden werden könnte, so muß
man doch gestehen, daß der menschliche Geist sich dieser
logischen Träumerei schwerlich unterordnen würde. Es
würde in manchen Fällen ein unnützer Kraftaufwand ent¬
stehen, welcher in andern Grundsätzen der Regierungs¬
kunst ein Gegengewicht finden müßte; eine Anstrengung
des Willens würde erfordert werden, die mit dem Vorge¬
setzten Zweck nicht im Gleichgewicht stände, und also nicht
ins Leben gerufen werden könnte, denn der menschliche
Wille erhält seine Stärke nie durch logische Spitzfindig¬
keiten.