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eingebildetes Gleichgewicht beider Theile; dieses ist verloren,
und cs ist also eine äußere Ursache erforderlich, um eö
wieder zu gewinnen; jede neue Kraftanstrengung ohne einen
solchen äußern Stützpunkt wird nur zu neuem Verluste
führen.
So ist also in dem mäßigsten Siege der Hauptmacht
schon der Grund zu einem beständigen Sinken der Waage
gegeben, bis neue äußere Verhältnisse eine Wendung her-
bciführen. Sind diese nicht nahe, ist der Sieger ein rast¬
loser Gegner, der ruhmdürstig nach großen Zwecken jagt:
so ist ein vorzüglicher Feldherr und ein in vielen Feldzügen
gediegener und gestählter kriegerischer Geist des Heeres nö-
thig, um den angeschwollcncn Strom des Übergewichts
nicht ganz durchbrechen zu lasten, sondern durch einen klei¬
nen vervielfältigten Widerstand seinen Lauf zu ermäßigen,
bis sich die Kraft des Sieges am Ziel einer gewissen Bahn
ausgerungen hat.
Und nun die Wirkung außer dem Heer bei Volk und
Regierung ; eö ist das plötzliche Ausammenbrechen der ge¬
spanntesten Hoffnungen, das Niederwerfen des ganzen Selbst¬
gefühls. An die Stelle dieser vernichteten Kräfte strömt in
das entstandene Vacuum die Furcht mit ihrer verderbli¬
chen Expansivkraft und vollendet die Lähmung. Es ist ein
wahrer Nervenschlag, den einer der beiden Athleten durch
den elektrischen Funken der Hauptschlacht bekommt. Auch
diese Wirkung, wie verschieden in ihren Graden hier und
dort, bleibt niemals ganz aus. Anstatt daß Jeder in seiner
Wirksamkeit geschäftig herbeieilen sollte, um dem Unglück
zu steuern, fürchtet Jeder, daß seine Anstrengung eine ver¬
gebliche sein werde, und hält zögernd inne, wo er eilen
sollte, oder läßt gar muthlos die Arme sinken, Alles dem
Fatum anheimgcbcnd.