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Wer sich nie in einer großen verlornen Schlacht be¬
funden hak, wird Mühe haben, sich eine lebendige, und folg¬
lich eine ganz wahre Vorstellung davon zu machen, und
die abstrakten Vorstellungen von diesem oder jenem kleinen
Verlust werden den eigentlichen Begriff einer verlornen
Schlacht niemals ausfüllen. Verweilen wir einen Augen¬
blick bei dem Bilde.
Das Erste, was sich der Einbildungskraft, und man
kann auch wohl fagcn: dcö Verstandes, in einer unglück¬
lichen Schlacht bemächtigt, ist das Zusammenschmelzen der
Massen, dann der Verlust des Bodens, welcher mehr oder
weniger immer, und also auch bei dem Angreifenden cin-
tritt, wenn er nicht glücklich ist; dann die zerstörte ur¬
sprüngliche Ordnung, das Durcheinandcrgcrathcn der Theile,
die Gefahren des Rückzugs, die mit wenig Ausnahmen
immer bald schwacher bald stärker eintrctcn; nun der Rück¬
zug, der meist in der Nacht angetreten, oder wenigstens die
Nacht hindurch fortgesetzt wird. Gleich bei diesem ersten
Marsch müssen wir eine Menge von Ermatteten und Zer¬
streuten zurücklassen, oft gerade die Bravsten, die sich am
weitesten vorgewagt, die am längsten ausgeharrt haben;
das Gefühl besiegt zu sein, welches auf dem Schlachtfelde
nur die höheren Offiziere ergriff, geht nun durch alle Klaf¬
fen bis zum Gemeinen über, verstärkt durch den abscheu¬
lichen Eindruck, so viel brave Gefährten, die gerade in der
Schlacht uns erst recht werth geworden sind, in Feindes
Händen zurücklassen zu müssen, und verstärkt durch das
erwachende Mißtrauen gegen die Führung, der mehr oder
weniger jeder Untergebene die Schuld seiner vergeblich ge¬
machten Anstrengung beimißt. Und dieses Gefühl, besiegt
zu fein, ist keine bloße Einbildung, über die man Herr
werden könnte; es ist die evidente Wahrheit, daß der Geg¬