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Fünfzehntes Kapitel.
Geometrisches Element.
Wie stark das geometrische Element oder die Form
in der Aufstellung der Streitkräfte im Kriege zu einem
vorherrschenden Prinzip werden kann, sehen wir an der
Befestigungskunst, wo die Geometrie fast das Größte und
Kleinste besorgt. Auch in der Taktik spielt ste eine große
Rolle. Von der Taktik im engern Sinn, der Bewe¬
gungslehre der Truppen, ist sie die Grundlage; in der
Feldbefestigung aber, so wie in der Lehre von den Stel¬
lungen und ihrem Angriff, herrschen ihre Winkel und Li¬
nien, wie Gesetzgeber, welche den Streit zu entscheiden haben.
Manches ist hier zu falscher Anwendung gekommen und
Anderes war nur Spielerei; aber dennoch hat gerade in
der heutigen Taktik, wo man in jedem Gefecht seinen
Gegner zu umfassen sucht, das geometrische Element von
Neuem eine große Wirksamkeit erhalten, zwar in sehr ein¬
facher, aber immer wiederkehrender Anwendung. Nichts
desto weniger kann in der Taktik, wo Alles beweglicher,
wo die moralischen Kräfte, die individuellen Züge und der
Zufall einflußreicher sind, als im Fcstungökriege, das geo¬
metrische Element nicht eben so wie in ihm vorherrschen.
Noch geringer aber ist sein Einfluß in der Strategie.
Zwar sind auch hier die Formen in der Aufstellung der
Streitkräfte, die Gestalt der Länder und Staaten von
großem Einfluß. — Das geometrische Prinzip ist nicht ent¬
scheidend wie in der Befestigungskunst, und lange nicht
so wichtig wie in der Taktik. — Auf welche Weise jener
Einfluß sich zeigt, wird sich erst nach und nach an denje-