Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz erster Band (1 : Vom Kriege ; 1 ; / 1832)

245 
wand von Zeit und Kräften, und zwar um so mehr, je 
größer der Gegenstand ist. Weil man diese gewöhnlich nicht 
daran geben will, darum sind die wenigsten der sogenannten 
Demonstrationen, in der Strategie, von der beabsichtigten 
Wirkung. In der That ist cs gefährlich, bedeutende Kräfte 
auf längerer Zeit, zum bloßen Schein zu verwenden, weil 
immer die Gefahr bleibt, daß cs umsonst geschieht, und 
man diese Kräfte dann am entscheidenden Ort entbehrt. 
Diese nüchterne Wahrheit fühlt der Handelnde im 
Kriege immer durch, und darum vergeht ihm die Lust zu 
dem Spiel schlauer Beweglichkeit. Der trockene Ernst der 
Rothwcndigkcit drängt meist so in das unmittelbare Han¬ 
deln hinein, daß für jenes Spiel kein Raum bleibt. Mit 
einem Wort: es fehlt den Steinen im strategischen Schach¬ 
brett die Beweglichkeit, welche das Element der List und 
Verschlagenheit ist. 
Die Folgerung welche wir ziehen ist: daß ein richti¬ 
ger treffender Blick eine nothwendigcre und nützlichere 
Eigenschaft des Feldherrn ist, als die List, wiewohl diese 
auch Nichts verdirbt, wenn sie nicht auf Unkosten nothwen- 
diger Gemüthseigenfchaften besteht, welches freilich nur zu 
oft der Fall ist. 
Je schwächer aber die Kräfte werden, welche der stra¬ 
tegischen Führung unterworfen sind, um so zugänglicher wird 
diese der List sein, so daß dem ganz Schwachen und Klei¬ 
nen, für den keine Vorsicht, keine Weisheit mehr aus- 
rcicht, auf dem Punkt wo ihm alle Kunst zu verlassen 
scheint, die List sich als die letzte Hilfe desselben anbietet. 
Je hilfloser seine Lage ist, je mehr sich Alles in einen ein¬ 
zigen verzweiflungsvollen Schlag zusammendrängt: um so 
williger tritt die List feiner Kühnheit zur Seite. Von 
aller weitern Berechnung loslaffcnd, von aller spätem Ent-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.