Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz erster Band (1 : Vom Kriege ; 1 ; / 1832)

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Dagegen ist bei Dingen, die von einem Tag zum an¬ 
dern geschehen können, die Überraschung viel denkbarer, und 
so ist eS denn auch oft nicht schwer, dem Feinde einen 
Marsch und dadurch eine Stellung, einen Punkt in der 
Gegend, einen Weg abzugcwinnen u. s. w. Allein es ist 
klar: daß, was die Überraschung nach dieser Seite hin an 
Leichtigkeit gewinnt, an ihrer Wirksamkeit verloren geht, 
so wie diese nach der andern Richtung hin immer zunimmt. 
Wer da glaubt, daß sich an solche Überraschung in klei¬ 
nen Maaßregeln oft Großes anknüpfcn ließe, z. B. der 
Gewinn einer Schlacht, die Wegnahme eines bedeutenden 
Magazins, der glaubt Etwas, was allerdings sehr denkbar 
ist, was aber die Geschichte nicht bewährt, denn cs sind 
im Ganzen sehr wenig Beispiele, wo aus solchen Über¬ 
raschungen Großes hervorgegangen wäre, woraus man wohl 
ein Recht hat, auf die Schwierigkeiten zu schließen, die 
in der Sache liegen. 
Freilich muß, wer die Geschichte in solchen Dingen 
befragt, sich nicht an gewisse Paradepferde der histori¬ 
schen Kritik, an ihre Sentenzen und selbstgefälligen Ter- 
minologieen halten, sondern dem Faktum selbst in die 
Augen sehen. Es giebt z. B. einen gewissen Tag im Feld¬ 
zuge von 1761 in Schlesien, der in dieser Beziehung eine 
Art Berühmtheit hak. Es ist der 22. Juli, an welchem 
Friedrich der Große dem General Laudon den Marsch nach 
Nossen bei Neisse abgewann, wodurch, wie eö heißt, die 
Vereinigung der östreichischen und russischen Armee in Ober¬ 
schlesien unmöglich, und also für den König ein Zeitraum 
von vier Wochen gewonnen wurde. Wer dieses Ereigniß 
in den Hauptgeschichtschreibern *) umständlich nachlies't und 
Tempelhvf, der Veteran, Friedrich der Große.
	        
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