Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz erster Band (1 : Vom Kriege ; 1 ; / 1832)

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Eben so war es mit den Marschen unter den Augen, 
oft unter den Kanonen des feindlichen Heeres. Friedrich 
der Große nahm jene Lager und that diese Marsche, weil 
er in Daun'ö Vcrfahrungsweise, in seiner Aufstellungsart, 
seiner Verantwortlichkeit und seinem Charakter diejenige 
Sicherung fand, die seine Läger und Mqrsche gewagt, aber 
nicht unbesonnen machten. Aber es gehörte des Königs 
Kühnheit, Entschlossenheit, und die Starke seines Willens 
dazu: um die Dinge so zu sehen, und nicht von der Ge¬ 
fahr, von welcher man 30 Jahre hinterher noch schreiben 
und sprechen konnte, irre gemacht und abgeschrcckt zu werden. 
Wenige Feldherren würden an Ort und Stelle diese einfa¬ 
chen Mittel der Strategie ausführbar geglaubt haben. 
Nun wieder eine andere Schwierigkeit der Ausfüh¬ 
rung: des Königs Armee ist in diesem Feldzuge unaufhör¬ 
lich in Bewegung. Zweimal zieht sie hinter Daun her, 
und, gefolgt von Laöcy, auf schlechten Nebenwegen, von der 
Elbe nach Schlesien (Anfangs Juli und Anfangs August). 
Sie muß in jedem Augenblick schlagfertig sein, und ihre 
Märsche mit einer Kunst einrichten, die nothwendig eine 
eben so große Anstrengung zur Folge hat. Obgleich von 
Tausenden von Wagen begleitet und aufgehalten, ist ihre 
Verpstcgung doch nur. höchst kümmerlich. In Schlesien ist 
sie bis zur Schlacht von Liegnitz, 8 Tage lang, in bestän¬ 
digen Nachtmärschen verwickelt, immer in Auf- und Nie- 
derziehen an der feindlichen Fronte begriffen; — das kostet 
gewaltige Anstrengungen, das fordert große Entbehrungen. 
Kann man glauben, daß sich das Alles zugetragcn 
habe ohne eine starke Friktion in der Maschine? Kann 
der Geist des Feldhcrrn solche Bewegungen mit der Leich¬ 
tigkeit Hervorbringen, wie die Hand des Feldmessers die 
Bewegungen seines Astrolabiums? Durchfchncidet nicht der
	        
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