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lange sie noch mit der Materie zu thun haben; über me¬
chanische und optische Konstruktion ist kein Streit. So
wie aber die geistigen Wirkungen ihrer Schöpfungen an¬
fangen, so wie geistige Eindrücke oder Gefühle hervorge¬
bracht werden sollen, verschwimmt die ganze Gesetzgebung
in unbestimmte Ideen.
Die Arzneikunst ist meistens nur mit körperlichen Er¬
scheinungen beschäftigt, sie hat cs mit dem thierischen Or¬
ganismus zu thun, der, ewigen Veränderungen unterwor¬
fen, in zwei Momenten nie genau derselbe ist; das macht
ihre Aufgabe fehr schwierig, und stellt daö Urrheil des
Arztes schon höher als fein Wissen; aber wie viel schwie¬
riger ist der Fall, wenn eine geistige Wirkung hinzukömmt,
und wie viel höher stellt man den Seelenarzt!
Die geistigen Größen können im Kriege nicht
ausgeschlossen werden.
Nun ist aber die kriegerische Thatigkeit nie gegen die
bloße Materie gerichtet, sondern immer zugleich gegen die
geistige Kraft welche diese Materie belebt, und beide von
einander zu trennen ist unmöglich.
Die geistigen Größen aber sieht man nur mit dem in-
nern Auge, und dieses ist in jedem Menschen anders, und
oft bei demselben in verschiedenen Augenblicken verschieden.
Da die Gefahr das allgemeine Element ist, in dem sich
im Kriege Alles bewegt, so ist es auch vorzüglich der Muth,
das Gefühl der eigenen Kraft, wodurch das Urtheil anders
bestimmt wird- Es ist gewissermaßen die Krysialllinfe, durch
welche die Vorstellungen gehen, ehe sie den Verstand treffen.
Und doch kann man nicht zweifeln, daß diese Dinge,
schon durch die bloße Erfahrung, einen gewissen objektiven
Werth bekommen müssen.