Volltext: Spione und Verräter

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worauf der ohne weiteres die Stelle solid vernagelte 
und abhobelte. 
In der allgemeinen Sorge ums tägliche Brot, die ja 
zu jener Hungerperiode nach dem Kriege unser Den 
ken beherrschte, hatte ich die Entdeckung bald wie 
der vergessen. 
Erst vor kurzem, also eine ganze Reihe Jahre spä 
ter, las ich als längst „Abgebauter 44 die Erinnerungen 
eines nun ausländischen Politikers, der in der Mon 
archie ein vielgenannter tschechischer Abgeordneter 
war und auch in seinem Nachfolgestaat ein führender 
Politiker geworden ist. 
Mit immer wachsendem Staunen vertiefte ich mich 
in ein Kapitel des Buches, worin der Verfasser voll 
tiefer Genugtuung erzählt: wie es ihm, trotz strengster 
Überwachung durch die Zensurbehörden, während des 
Krieges gelungen war, wichtigste Nachrichten ins 
Ausland und zur Entente zu schmuggeln. Und zwar 
Nachrichten, von Gleichgesinnten stammend, die nicht 
selten sogar in hohen Ämtern saßen. In seiner Woh 
nung hatte er nämlich unter dem Parkett beim Schreib 
tisch einen Telegraphenapparat eingebaut gehabt, wo 
bei der Kontakt unmerkbar durch längeres oder kür 
zeres Wippen mit der Fußspitze genau wie beim 
Handtaster herzustellen war. Einmal glaubte er sich 
bereits verloren. Eine Polizeikommission war in sei 
ner Wohnung erschienen, kehrte alles zu unterst und 
zu oberst, durchstöberte jeden Winkel. Unterließ es 
jedoch glücklicherweise, denFußteppich beim Schreib 
tisch aufzuheben und darunter das wohl nur ganz
	        
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