Volltext: Spione und Verräter

spizierung des Regiments mich, den jüngsten Korneüt, 
zum Adjutanten erwählt hatten, da jubelte es in meiner 
Seele: Endlich! Und die ganze Kriegsdauer hindurch 
dachte ich nur das eine. Jetzt bin ich glücklich, Ex 
zellenz, meinem wahren Vaterland gedient zu haben, 
für meine wirkliche Heimat sterben zu dürfen.“ 
Der Jüngling, der dem Schlachtentod schon hun 
dertmal ins Antlitz geschaut, stand unbeweglich. Seine 
hellblauen Augen leuchteten, die gewellten Haare 
glänzten goldblond, fast heiteres Lächeln verklärte 
seine offene Miene. 
Da geschieht etwas Unerhörtes. Der weißhaarige 
General, dem dieser Knabe da durch seinen Verrat 
mit dem ganzen Armeekorps die weitere Karriere 
vernichtet, die Gesundheit und beinahe das Leben ge 
raubt hat — der infolge seiner schweren Verwundung 
noch ganz gebrochene alte Soldat sieht dem anderen 
fast erstaunt ins Gesicht: und hebt langsam die Hand 
an den Schirm seiner Kappe zum soldatischen Gruß 
vor dem Verlorenen, der in statuenhafter Haltung vor 
ihm steht. Wendet sich dann und humpelt mühsam aus 
der Zelle . . . 
Ich habe der Hinrichtung des degradierten Leut 
nants von Waldt beigewohnt. Lächelnd stand er unter 
dem Galgen. Mit gesunden Wangen, blanker Stirne, 
hellblondem Haar, die blauen Augen heiter, voll 
froher Genugtuung in die Ferne gerichtet. Und bis 
zum letzten Augenblick behielt der Knabe, gefähr 
licher Spion und edler Held zugleich, sein glückliches 
Lächeln auf den Lippen. 
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