Volltext: Spione und Verräter

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er Besuche empfangen durfte, trat ich vor ihn. Mit 
begreiflichem Interesse frug er mich um Einzelheiten 
jenes Katastrophentages, wer von seinen Offizieren 
gefallen, wer gerettet sei. „Was ist’s mit meinem 
lieben Waldt, dem Draufgänger?“ erkundigte er sich 
mit Wärme. 
Ich blickte dem General in die Augen und sagte mit 
fester Stimme: „Ihr Adjutant, der Leutnant Baron 
Waldt, sitzt in der Festung Bobrujsk. Er war deut 
scher Spion und sieht seiner Hinrichtung durch den 
Strang entgegen.“ 
Fassungslos starrte der General mich an. „Das ist 
gänzlich ausgeschlossen“, stammelte er. 
Ich erläuterte Seiner Exzellenz das Ergebnis mei 
ner Forschungen, die sich aus bestimmten Gründen 
gerade auf den Unverdächtigsten gerichtet hatten. 
Der Adjutant pflegte unter anderem Briefe an einen 
Ingenieur in Charkow zu schreiben. Diese Briefe über 
sandte er durch Ordonnanzen, die zwischen der Front 
und Charkow hin und her zu fahren hatten. Kraft 
meiner Vollmacht öffnete ich einzelne Briefe, bevor 
ich sie dem Adressaten zustellen ließ. Außer einem 
nicht verfänglichen Text wiesen sie unverständliche 
Notizen mit chemischer Tinte auf. Das genügte mir, 
den Ingenieur in Charkow zu verhaften. Als ich mit 
zwei Gendarmen bei ihm eintrat, fand er gerade noch 
Zeit, sich aus seinem Browning eine Kugel durch die 
Schläfe zu jagen. Kaum daß er tot war, überbrachte 
eine Ordonnanz — es war unmittelbar nach der Kata 
strophe des Armeekorps — ein Briefpaket des Adju
	        
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