Volltext: Spione und Verräter

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„Es droht die allergrößte Gefahr“, wiederholte 
der alte Jude mit noch mehr Ernst in Stimme und 
Gebärde. „In wenigen Tagen, vielleicht morgen 
schon, wird es zu spät sein, Gegenmaßnahmen zu 
treffen.“ 
Mir begann das Geschwätz langweilig zu werden. 
Harrte doch ein Berg noch unerledigter Dienstakten 
auf meinem Schreibtisch. 
„Wenn Sie nicht deutlicher zu reden imstande sind, 
Herr Konsehew, dann habe ich keine Zeit für Sie“, 
rief ich nervös und wies nach der Tür. 
Der alte Jude blickte mich an und sagte ruhig: 
„Belieben Euer Hochwohlgeboren also genau auf 
zupassen. In den ganzen neun Monaten, die der Krieg 
bisher dauert, haben Sie noch nie eine gleich schwer 
wiegende Nachricht erhalten.“ 
Ich sah ihn an. 
„Also fürs erste: Dieses Telegramm ist gestern 
nachmittag in Krakau aufgegeben worden. Verstehen 
Euer Hochwohlgeboren — in Krakau!“ 
„In Krakau? Was schwätzen Sie da für Unsinn? 
Krakau ist doch derzeit Hauptstützpunkt des deut 
schen wie des österreichischen Heeres! Wie kann von 
dort ein Telegramm über die geschlossene Feindes 
front hierher zu uns nach Warschau gesendet werden?“ 
„Das will ich Euer Hochwohlgeboren gleich er 
klären. Dies dringliche Telegramm ist, wie gesagt, 
gestern nachmittag in Krakau, der feindlichen 
Festungsstadt, auf gegeben worden. Und zwar, wohl 
gemerkt, in deutscher Sprache und mit Bewilligung
	        
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