Volltext: Spione und Verräter

Jetzt herübergerettet als der Großteil meiner ehe 
maligen Kameraden. Zehntausende von ihnen hat der 
Krieg verschlungen, Zehntausende der Bolschewis 
mus massakriert. Ich aber, im Exil, zeichne, male . . . 
Diese rettende Fingerfertigkeit danke ich meinem 
einstigen Beruf. Da hatte es auch viel zu zeichnen ge 
geben. Wohl keine Mauerplakate für Vorstadtkinos. 
Sondern ganz was anderes. Nämlich die jeweilige und 
stets wechselnde Stellung von Armeen und Heeres 
fronten in Plänen, Generalstabskarten, mit peinlich 
ster Gewissenhaftigkeit. Hing doch davon oft das Le 
ben Hunderttausender braver Soldaten, wie Sieg oder 
Niederlage des Feldherrn ab. 
So ist es mir ein wüster Traum: daß ich, der Plakat 
schmierer mit schon grauem Haar und schlotternden 
Knien, vor anderthalb Jahrzehnten noch glänzender 
Offizier der Zarenarmee gewesen bin. Ich, der Gene 
ralstabsmajor Wassilij Wassilijewitsch Maklakow. Und 
sogar, trotz meines verhältnismäßig noch jungen Ran 
ges, eine besondere Stelle innehatte. Nämlich, wegen 
meiner Kenntnis des Deutschen, Französischen, Eng 
lischen in Wort und Schrift: das Ressort des Sous 
chefs im Erkundigungsdienste beim Oberkommando 
. . . Nitschewo! 
Nur wenn ich jetzt am Abend, todmüde vom Far 
benklecksen im Kelleratelier meines Chefs, hinauf- 
ldettere in die finstere Hinterhauskammer, dann 
wühlt es in mir wie Höllenmarter. Da sitze ich vor der 
trüb qualmenden kleinen Petroleumlampe an dem 
wackeligenTischchen. Ziehe meine abgerissene Leder
	        
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