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der russischen Front sahen wir die Kirche eines Or
tes, der nach der Karte Halczyn hieß. Soviel wir mit
dem Trieder erspähen konnten, mußte es, seiner Er
streckung nach, sogar ein Marktflecken oder Provinz
städtchen, also bestimmt auch der Sitz eines höheren
russischen Kommandos sein. In Luftlinie lagen das
von uns besetzte Delcze und das in den Händen der
Russen befindliche Halczyn sieben Kilometer vonein
ander entfernt.
Mochten wir, wenn auch vollkommen maskiert und
gedeckt, eine Reserve verschieben; hoben wir, der
Sicherheit halber in stockfinsterer Nacht, neue Grä
ben aus; stapelten wir den aus der Etappe eingelang
ten kostbaren Nachschub an Proviant und Munition
noch so heimlich und versteckt in unsere Depots: stets
und immer prasselte, wie von einer unsichtbaren
Hand gelenkt, der russische Stahlhagel mitten in
unser Tun.
Wer verriet uns hinüber? Die wenigen verbliebenen
Einwohner von Delcze, zwar durchweg Ruthenen und
innerlich mit den Russen sympathisierend, verhielten
sich völlig apathisch. Der Pope, ein halb erblindeter
Greis mit silberweißem Patriarchenbart, in dessen
Haus das Divisionskommando bequartiert war, ver
ließ sein Zimmer nur des Sonntags, wenn er mit zwei
Stöcken zum Gottesdienst humpelte. Vom hölzernen
Kirchturm konnte ausgeschlossen das geringste Zei
chen nach Halczyn hinüber gemacht werden, weil ein
eigens auf gestellter Posten Tag und Nacht das Turm
fenster beobachtete. Der Dorfkrämer hatte seine