DIE LEICHENKAMMER
Vom ehemaligen k. u. k. Reserveoberleutnant
Ingenieur R. Novitzki
Es war nicht mehr zum Aushalten: die Russen muß
ten allwissend sein! Was wir auch unternahmen —
prompt und mit geradezu mathematischer Genauig
keit störten sie es. Fetzten ihre Granaten hinein, daß
jede unserer Unternehmungen schon im Keim erstickt
wurde. Wie war so etwas möglich?
Nach der gewaltigen Offensive, im Sommer 1915,
die Galizien und Polen zum größten Teil vom Feinde
gesäubert hatte, war unsere Front wieder „erstarrt 66 .
Seit Wochen lagen wir in Wolhynien, Freund und
Feind in ausgebauten Stellungen, durch Drahtverhaue
und alle nur denkbaren Hindernisse verstärkt. Es
schien, als sollte nun, nach unserem großartigen
Siegeszug, wieder der langweilige Stellungskrieg be
ginnen.
Die vordersten Deckungen der Russen zogen sich
in etwa tausend Schritte Entfernung parallel zu den
unsrigen durch die nur flach gehiigelte Ebene. Drei
Kilometer hinter der Mitte unserer Front lag das
große Dorf Delcze, hier war auch das Divisions*
kommando untergebracht. Wohl ebenso weit hinter