Volltext: Spione und Verräter

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scliafter in Konstantinopel, den greisen Markgrafen 
Pallavicini, Tag für Tag absandte. 
Unser „Schwarzes Kabinett 66 aber hatte dort den 
fuchsschlauen Agenten Serafimow, einen der gerie 
bensten Kundschaftsbeamten der damaligen Zeit 
periode. Ihm war ich als Gehilfe zugeteilt und ge 
stehe offen, mich an seinem unvergleichlichen Kön 
nen geschult zu haben, alle meine späteren „Spitzen 
leistungen 66 seinen Lehrsätzen zu verdanken. 
Serafimow lag also am Goldenen Horn unermüd 
lich auf der Lauer und beobachtete mit Argusaugen 
den chiffrierten Telegrammwechsel zwischen dem 
Markgrafen Pallavicini und dem Grafen Berchtold. 
Wie er es zustande brachte, von unseren Wiener Ge 
heimfreunden den jeweilig aktuellen Chiffernschlüs- 
sel unverzüglich zu erfahren, ist mir selbst heute noch 
ein Rätsel. Aber daß er jede dieser Kauderwelsch 
depeschen auf ihren tatsächlichen Inhalt sofort zu 
entziffern verstand und diesen unverzüglich in seiner 
eigenen Chiffernschrift nach Petersburg drahtete, 
davon war ich als sein Gehilfe ja ständig Augenzeuge. 
Eines Tages hielt Serafimow ein chiffriertes Tele 
gramm Rerchtolds an Pallavicini, das ihm auf üb 
lichen Wege ausgehändigt worden war, in der Hand 
und sagte lächelnd zu mir: „Jetzt wissen wir bereits 
genug. Ich darf mir also die Probe erlauben, ob auch 
Berchtold schon unseren neuesten Chif fern 
schlüssel kennt. Lesen Sie das. 66 
Ich las den von Serafimow bereits mit Bleistift de 
chiffrierten Text. Er lautete:
	        
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