Dutzend Persönlichkeiten zusammen, die infolge ihrer
Berufsstellung in hohen Wiener Kreisen und Ämtern
schon dienstlich über die intimsten Vorgänge orien
tiert waren und ohne jeden Verzug in vorher verein
barter Art und Weise den Geheimdienst der russischen
Botschaft am Wiener Hofe aufs prompteste benach
richtigten.
Unter diesen insgeheim allslawisch empfindenden
Österreichern befanden sich als die erprobtesten zwei
Abgeordnete, drei Ministerialbeamte und selbst ein
Sektionschef. Ich könnte hier, wäre es nicht belang
los, ihre Namen unbedenklich nennen, ohne eine In
diskretion zu begehen. Sie alle bekleiden ja heute in
Nachfolgestaaten der zerteilten Donaumonarchie an
gesehene Stellungen. Einige haben über ihre Kund
schaftstätigkeit inzwischen interessante Details ver
öffentlicht, weil solches Tun im damaligen Geheim
dienst des Panslawismus unter ihren nunmehrigen
Verhältnissen naturgemäß als patriotische Tat ge
wertet wird. ^
Das wichtigste, was unser Ministerium Sasonow die
sen geheimen Vertrauten, deren Schreibtische sogar
in den Präsidialkanzleien zumindest auf Hörweite
vom Allerheiligsten des österreichischen Bureaukratis-
mus standen, verdankte, war die Lieferung des je
weiligen geheimen Chiffernschlüssels. Bekanntlich
werden wichtige Mitteilungen im Kriege niemals in
gewöhnlicher, sondern in genau vereinbarter Geheim
oder Chiffernschrift vermittelt. Jede derartige Ge
heimschrift vermag nur zu lesen, wer vorher in die