119
die Worte, die über die Schwelle meines Bewußtseins
prasselten: „Gospodine . . . Taliani . . . navala . . .!“
(Herr . . . Italiener . . . Angriff . . .!) Und während ich
emportaumelte, mir Wasser aus der Feldflasche über
den wüsten Schädel goß, zum Unterstand hinaus
stürzte, erzählte mir der Mann — es war mein Diener
Mustafa Mehic — in fliegender Eile: Die ganze Kom
panie hatte heute Kaffee mit Rum erhalten, nach
dessen Genuß alles in totenähnlichen Schlaf gesunken
sei; die wenigen, die nicht getrunken, hätten die
Kameraden vergeblich aus diesem Zustand zu wecken
versucht. Er, Mustafa, sei nun zur Feldwache gerannt,
von wo er verdächtigen Lärm gehört hätte. Bevor er
noch dort angekommen wäre, sei er Zeuge geworden,
wie eine Abteilung Italiener, von Pivko geführt, in
diese eingedrungen sei und wie sich die Italiener auf
die schlafenden Bosniaken gestürzt und sie erschlagen
hätten. Lärm von der benachbarten Feldwache ließ
vermuten, daß es dort ebenso zugegangen sei. „Jeden
Augenblick“, schloß Mustafa hochatmend, „müßten
die Italiener hier sein.“
Inzwischen hatte auch ich mich informiert. Die
Posten schliefen, die Mannschaften in den Unterstän
den schliefen ebenfalls ihren unheimlichen Dorn
röschenschlaf. Mein Hirn aber war mit einemmal frei.
Wir schwangen uns über die rückwärtige Grabenwand
und indes ich Mustafa, der während seiner aktiven
Dienstzeit in der Kaiserstadt genügend Deutsch er
lernt hatte, im Laufschritt zu den „Edelknaben“ ent
sandte, stürzte ich nach rückwärts, wo die Professio-