Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Dummkopf sein Gewehr weglegen und leise herkommen sah, wie eben. Er näherte 
sich mir. Ich wiederholte leiser: „Schwarh!" und machte ihm mit der Linken das 
Zeichen, sich zu bücken, genau so wie vorhin. Er bückte sich arglos, ich aber bin 
ganz kaltblütig und bereit! Ich sprang auf die Knie. Schneller, als man es sagen 
kann, hatte ich auf seinen Kopf gezielt und ihm mit dem Nevolverkolben einen 
mächtigen Schlag auf die Schläfe verseht. Er stieß keinen Schrei aus und fiel 
ganz artig in meine Arme. Ich versetzte ihm noch zwei oder drei ähnliche, um ihn 
nicht mehr zu sich kommen zu lasten. Dann lud ich ihn auf meinen Rücken. Er 
war schwer. Die zwei Kumpane, die die ganze Geschichte mitangesehen hatten, 
machten kehrt, ließen mich vorbei und halfen mir den Kleinen tragen. Jetzt hieß 
es, alles wagen und so schnell wie möglich aufrecht mit unserer Last fliehen. Wir 
entwischten also im Zickzack, denn die Kugeln fingen an zu pfeifen (sie hatten 
Geräusche gehört!) Aber fünf Minuten später waren wir in „Frankreich". Den 
Kerl über den Grabenrand geworfen, und wir nach. Von allen Seiten ging das 
Geknatter los, aber zu spät. Wir waren daheim. Der Hauptmann umarmte mich. 
Ich war bleich wie ein Toter, stand stramm und sagte: „Mein Hauptmann, ich 
bringe Ihnen einen Boche." Am nächsten Tag wurde ich zur Belohnung zum 
Patrouillenchef ernannt. Um die Sache zu schließen, der Deutsche kam ein wenig 
später zu sich und wurde zum Stab geführt, um verhört zu werden. Am nächsten 
Tag sandten mir die Boches, um sich zu rächen, ein schundiges Schrapnell in die 
linke Wade, aber es war nur ein kleiner Riß, ich bin schon geheilt. Gestern habe 
ich mich wieder gerächt. Ich habe Drahtverhau vor unsern Graben gelegt. Und 
dann sollen sie mir den Frieden sch... n, oder ich werde mich wieder und wieder 
und wieder rächen!... 
Hrief eines ^avallerieoffiziers 
Ich habe einige Stunden benutzt, um das Schlachtfeld im Wald westlich B. zu 
besichtigen; ich hatte das erschütterndste Schauspiel meines Lebens. Die Toten 
lasten sich nicht mehr zählen, aber man vergißt, daß es Leichen sind, um die hohe 
moralische Lehre hinzunehmen, die einem dieses Schauspiel nahelegt. Ich habe 
meine Offiziere geschickt, hinzupilgern, man kann Schätze von Energie daraus 
schöpfen. Cs find mehr als 600, die an ihrem Kampfort in den Stellungen liegen, 
wie sie der Tod überrascht hat: ein Zug auf dem Marsch, mit aufgepflanztem 
Bajonett, ein Zug, der kniend feuert; dahinter oder davor die Offiziere an ihrem 
Platz. Kein einziger Offizier oder Mann, der sich nach rückwärts gekehrt hätte. 
Fast alle tragen einen Trauring, es find Reservisten. Es gibt Abschnitte in der 
Linie, wo die Regelmäßigkeit der Abstände (ein Schritt) auffällt. Ich ging auf die 
deutsche Seite hinüber und konnte die Wirkung unserer 7,5er Kanonen sehen; 
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