Volltext: Hier spricht der Feind

Man schließt unsere Gruppe an andere Gefangenengruppen an, und ein Zivilist 
führt uns durch Felder. Dann kamen wieder welche, die uns betrachteten und uns 
ganz sanft „Schwein" nannten. Weiter auf der Straße eine deutsche Kompagnie, 
die zur Linken lagerte. Ihre Art, sich am Rande der Straße zu sammeln, um 
uns vorbeimarschieren zu sehen, ihre Genugtuung — ganz genau wie jene, die 
man durch die erfüllte Pflicht, durch die gelöste Aufgabe hat. Sie sagten zu denen, 
die uns geleiteten: „Das ist ein gutes Ansicht." 
Gefangenschaft 
Bericht von G. Er und ein Kamerad von zwei deutschen Soldaten ge¬ 
fangen weggeführt. Ganz nahe der Feuerlinie. Die Soldaten ließen sie vor 
sich marschieren. Als sie die Straße erreichen, hören sie plötzlich ein Ladegeräusch 
von Gewehren am Graben. Wie der Blitz schnellen die Deutschen vor sie hin, 
um sich ihrer als Schilde zu bedienen. Die beiden, in diesem Graben verirrten 
französischen Soldaten, zögern mit dem Abschuß, dann müssen sie sich ergeben. 
In diesem Moment wird aus einem Strauch in nächster Nähe von ihnen bin 
anderer Franzose aufgescheucht, von dessen Anwesenheit die beiden ersten nichts 
wußten; in panischem Schrecken stürzt er sich in die Flucht. Die Deutschen 
schießen; er fällt, die beiden Arme nach vorne. Bevor er aufsprang, hatte ihn nie¬ 
mand gesehen! 
Bericht von Fritz. Sie marschierten zum Sturm auf die deutschen Gräben von 
Morhange. Auf den Knien in den Haferfeldern, ohne weitere Deckung. Plötzlich 
fällt sein Nebenmann nach rückwärts, ohne einen Schrei auszustoßen. Sein 
anderer Nachbar, Lefevre, beugt sich lebhaft über ihn und sagt zu Fritz: „Ich 
glaube, Lukas ist knock-out." Fritz faßt ihm den Kopf und hält ihn hoch: „Ah, mein 
Alter, darunter war alles voll Gehirn." Der zweite Zug, der auf dem rückwärtigen 
Kamm geblieben war, war vom Maschinengewehr vollständig weggemäht. Man 
hatte sie alle nebeneinander liegend gefunden, genau so, wie sie in Schützenlinie 
verteilt gewesen waren. Nachdem sein Zug verloren war, befand sich Fritz allein 
mit drei Mann. Sie versuchen, den Straßengraben zu erreichen. Dort eröffnen 
sie zu viert das Feuer gegen die Deutschen, „die man ganz schwarz aus ihren 
Gräben herauskommen sah". Sie schießen, soviel sie können. Fritz ist schon an der 
Schulter verwundet. Aber er fühlt, daß es nichts ausmacht. Am Ende will er 
indessen versuchen, zu entkommen, indem er den Graben entlang bis zum Kamm 
kriecht. Einmal stößt er auf einen Verwundeten, der auf allen vieren unbeweglich 
dalag, das Gesicht voll Blut, das zur Erde tropfte. Er bittet ihn, sich platt aus¬ 
zustrecken und kriecht schonungsvoll darüber. Aber ein wenig weiter, als er sich 
aufrichtet, sieht er auf den Kamm hin. „Ah, mein Alter, der war voll Toter." 
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