Volltext: Hier spricht der Feind

fliegen. War ihm dies gelungen, dann kam es in eine Zwischenzone, wo es in 
Gefahr war, den Verteidigungsflugzeugen zu begegnen. Ihre Flugrichtung ge¬ 
nügte nicht, um danach ihr Ziel zu bestimmen, dazu mußten die Flugzeuge schon 
in der Nähe desselben sein. Entgegen der oft aufgestellten Behauptung folgten 
die Flugzeuge nicht dem Wafferlauf, denn die Flüsse find nicht so gut fichtbar, 
wie man meint, besonders nicht bei Mondschein; der Nebel, der aus dem Flu߬ 
bett aufsteigt, erschwert die Sicht. Meistens richtet fich das Flugzeug nach dem 
Kompaß oder nach den Cisenbahnschienensträngen. Diese find ein vorzügliches 
Orientierungsmittel, denn meistens bilden die Kreuzungspunkte der Schienen¬ 
stränge gute Richtpunkte. Die Feuer der Lokomotiven find beffer fichtbar als 
die Signale, die durch Schirme leicht der Beobachtung entzogen werden können. 
Die schwache Beleuchtung der Züge war ein schlechter Führer; denn wenn man 
das Licht von der Seite sah, dann war es sehr verschwommen. Obwohl die 
Beleuchtung von Paris sehr eingeschränkt war, so erklärten die deutschen Flieger 
doch, fie bei Mondschein 3 Kilometer von Villers-Cotterets entfernt gesehen zu 
haben. Am den Luftweg der Zeppeline zu beleuchten, gab es optische Stationen 
in Lille, Douai, Saint-Quentin und Noyon. Diese meldeten den ersten Buch¬ 
staben der betreffenden Stadt. 
Bei Beginn der Feindseligkeiten war noch keine Gegenmaßnahme gegen einen 
Luftkrieg getroffen: Flugzeuge, Luftschiffe und Feffelballone hatten ihre militä¬ 
rische Verwendung, aber nur für Erkundung und Beobachtung. 
Mitten im Kriege beschäftigte man fich also erst mit der Organisation der Ver¬ 
teidigung von Paris gegen Luftangriffe. Zum Glück für die Bevölkerung ließ 
Deutschland eine lange Pause zwischen der „Drohung" und der „Ausführung" 
eintreten, zwischen den Tauben und den Friedrichshafen. Ohne darüber im 
Zweifel zu sein, ließ es die Vorbereitung der Verteidigung zu. Die Organisation 
war gleicherweise eine Aufgabe der Militär- und Zivilbehörde. Der ersteren fiel 
die direkte Verteidigung mit kriegerischen Mitteln zu; die Zivilbehörde übernahm 
den Schutz der Bevölkerung. Militärischerseits wandte man ein gemischtes Ver¬ 
teidigungssystem an. Damals führte man die Flaks ein. Zu diesen aktiven 
Mitteln traten paffive hinzu: Schutzballone (Feffelballone), die systematische Tar¬ 
nung des Geländes, sei es durch Maskierungen oder auch durch Raucherzeuger. 
Wachtposten, besondere Verteidigungszentren und Flak-Stellungen wurden in 
einer bestimmten Zone verteilt. Paris hatte eine Hauptnachrichtenstelle. Zwanzig 
Nieuport, die in Bourget in Bereitschaft lagen, waren zur Verteidigung gegen 
Luftschiffe bestimmt. Als im Jahre 1918 die Friedrichshafen auftauchten, erhielten 
die Flugzeuge und Flaks neue Richtlinien: die Mars, die Nachtflugzeuge, wurden 
hauptsächlich gegen die Zeppeline aufgeboten; die Artillerie bekam das freie Land 
zugewiesen, und ihr Feuer erhielt, dank den Schallmeßtrupps, eine Wissenschaft- 
liche Leitung. Die Verwendung von Rauchapparaten, die Tarnung und die 
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